Mülheim. Eindeutiges Ergebnis des Aufrus der WAZ-Redaktion Mülheim: Leser begrüßen freie Wände für kunstvolle Sprayer im Stadtgebiet. Und: Erfahrungen zeigen, dass kunstvolle Graffiti nicht von Schmierereien verschandelt werden.
„Ja, Graffiti gehört nach Mülheim!“ So eindeutig lassen sich die Meinungen der Leser zusammenfassen, die uns erreicht haben. Wir haben Sie gefragt: „Was halten Sie von der Graffiti-Kunst und der Ankündigung seitens des Immobilienservice, dass es alsbald legale Flächen für Graffiti im Stadtgebiet geben wird?
Seit 30 Jahren Graffiti auf Garage
Zwei Leserinnen bestätigen die Erfahrungen des Graffiti-Künstlers Dennis Broszat, dass Graffiti-Werke nicht von anderen verschmiert oder gar zerstört werden: „Wir haben seit 30 Jahren jetzt schon das zweite Graffiti an unserer Garage. Die Garage ist bislang von anderen Schmierereien verschont worden“, sagt Brigitte Hoffmann aus Styrum. „Unser Nachbar muss leider seine Wand circa jedes halbe Jahr neu weiß streichen“, so die Leserin.
Auch Brigitte Kress erlebt in ihrem Umfeld den Gegensatz zwischen Schmierereien und kunstvollen Graffiti. Direkt vor ihrer Haustüre in Styrum verläuft die weiträumig illegal besprayte Schallschutzwand der A40. Ihre eigene Hauswand sowie die Garage seien lange als Sprühfläche missbraucht worden, sagt Kress. Sie beauftragte daher die Bemalung der Garagenfront und der Außenwand. Die so entstandenen Kunstwerke würden respektiert. Tags oder andere Beschmierungen seien seitdem ausgeblieben. „Das funktioniert bestimmt auch bei der Schallschutzwand an der A40. Man muss sie nur für legale Graffiti freigeben“, meint Kress.
Auch ein Sprayer selbst hat sich auf unseren Aufruf zu Wort gemeldet: „Dadurch, dass ich selber mit Spraydosen arbeite, kann ich gut nachvollziehen, wie nervig es ist, immer in andere Städte fahren zu müssen, weil es in Mülheim keine freigegebenen Wände gibt“, sagt Justin van Wickeren. Er hofft daher, dass die Möglichkeiten zum legalen Sprayen auf Mülheimer Stadtgebiet nicht mehr lange auf sich warten lassen.
Ausdrucksform von Jugendlichen
Katharina Gaukler wirbt für Verständnis bei der älteren Generation: „Graffiti ist eine Ausdrucksform und Lebensweise von Jugendlichen, an der man nicht vorbeikommt, wenn man etwas über diese Generation erfahren will“, so die Leserin. Man müsse unterscheiden zwischen Tag-Setzern, die mit ihren Schmierereien vor nichts halt machen und Künstlern, die sich mittels Graffiti ausdrücken wollen. „Den Graffiti-Künstlern zumindest könnte mit legalen Flächen geholfen werden“, findet Gaukler.