Mülheim. .
Im dritten Stock des Medienhauses ist viel los. Mütter mit Babys und kleinen Kindern, Jugendliche jeden Alters und Senioren versammeln sich im Vorraum. Die Kunstwerke der Ausstellung „Kunst mal anders“ sind noch vor den Augen der neugierigen Besucher durch einen Vorhang abgetrennt. Viele der rund 100 Besucher, von denen drei Viertel einen Migrationshintergrund haben, kennen sich untereinander, begrüßen sich herzlich, tauschen Umarmungen und Küsse aus. Platten mit Häppchen und Getränken stehen bereit, der Raum ist festlich geschmückt.
Isabelle Wojcicki, Diplom-Pädagogin im Jugendzentrum Stadtmitte, strahlt übers ganze Gesicht und freut sich, dass die Werke ihrer Schützlinge in solch festlichem Rahmen der Öffentlichkeit übergeben werden. Die sechzehnjährige Vanessa, von der allein vier Bilder in der Ausstellung hängen, ist mit ihrer zwölfjährigen Schwester Samantha gekommen. „Ich habe meine Bilder mit und ohne Vorlagen gemalt“, sagt sie selbstbewusst und erzählt, dass sie vier mal wöchentlich in das Jugendzentrum an der Georgstraße gehe.
Graffiti als legale Kunst
Graffitti-Workshop
Um einen Stehtisch haben sich einige Seniorinnen versammelt. Inge Schwamborn und Helga Aikenbusch, die „Damen von der Awo“, veranstalten regelmäßige Bastelkurse mit Frauen und Jugendlichen, gehören zum Team des Zentrums und sind gerne gekommen, um die Kunstwerke zu bestaunen. Endlich wird der Vorhang gelüftet, neugierig strömen die Besucher in den Ausstellungsraum. Leuchtend bunte Leinwände hängen an den Wänden, auf manchen ist kunstvoll ein Namenszug gesprayt, auf anderen sind dekorative Motive wie Herzen, Gesichter, Hochhäuser zu erkennen.
Eine Besucherin bemerkt trocken: „Auf Leinwänden gefällt mir die Kunst der Jugendlichen besser als auf Häusern.“ Vahide Tig, Mitarbeiterin im Jugendzentrum, findet es beachtlich, dass die Kinder so lange am Ball geblieben sind. Kulturdezernent Ulrich Ernst greift schließlich zum Mikrofon, hält aber keine Eröffnungs-Ansprache, sondern interviewt Isabelle Wojcicki und Nicole Preuß zu den Aktionen, die im Rahmen des Jugend Potenzial Projekts, kurz JUPP, gelaufen sind. „Es gab immer schon den Wunsch von unseren Jugendlichen zu sprayen. Das haben wir aufgegriffen, haben mit ihnen unter professioneller Anleitung Graffiti-Bilder und Stencils gesprayt. Stencils sind Graffitis mit Vorlagen, wie Micky Maus oder Hello Kitty“, erklärt Isabelle Wojcicki.
Sprayen, Rappen und Filmen
An einem Wochenende wurde ein Film gedreht und wurden HipHop-Songs geschrieben. „Alle waren und sind so begeistert bei der Sache, dass wir daran weiter arbeiten. „Mit Grafik-Programmen dreidimensional zu arbeiten, wäre interessant“, wünscht sie sich. Ulrich Ernst ist von der Resonanz begeistert: „Dieses Projekt zeigt, dass Arbeit mit Jugendlichen funktioniert. Mit den richtigen Ideen, Ansätzen und Menschen klappt es, wie man hier sehen kann.“
Die Ausstellung „Kunst mal anders“ im Medienhaus am Synagogenplatz ist bis zum 10. Januar während der Öffnungszeiten zu sehen. Im vom RWE geförderten Projekt verwirklichten Jugendliche von 12 bis 18 Jahren ihre Ideen zu Graffiti, HipHop und Film.