Mülheim.

Joseph Beuys agiert im Nekes-Studio“, war der Artikel in der WAZ Mülheimer Zeitung vom 22. Januar 1981 überschrieben: „Am Kassenberg gibt es ein Filmstudio, fast unbekannt in der Mülheimer Öffentlichkeit. Obgleich dort zwei Träger des Ruhrpreises für Kunst und Wissenschaft residieren: Werner Nekes und seine Frau Dore O., Mülheims weit über die Stadtgrenzen hinaus renommierte, auch anderweitig preisgekrönte Filmemacher. Gestern gastierte in ihrem Atelier ein Star. Keiner der darstellenden, sondern einer der bildenden Kunst: Joseph Beuys war am Kassenberg, weltweit berühmt, weltweit berüchtigt. Er kam aus Paris.“

Wenngleich es die Bezeichnung „berüchtigt“ nicht ganz trifft, so bringt sie doch zum Ausdruck, dass Beuys (1921 - 1986), der das bis dato vorherrschende Kunstverständnis gegen den Strich bürstete, die Kulturgemeinde spaltete. Durch seinen erweiterten Kunstbegriff und seine kritischen politischen und sozialphilosophischen Ansätze, appellierte er in seinem Modell für eine Gesellschaft zum Mitgestalten. Von den einen wurde der Mann mit Hut vergöttert, von anderen verspottet. Wie auch immer – Joseph Beuys gilt als einer der bedeutendsten Aktionskünstler des 20. Jahrhunderts.

Auf Beuys' Spuren in Paris

Eine kleine Retrospektive über sein Leben und Schaffen zeigt das Kunstmuseum in seiner aktuellen Ausstellung und geht dabei den Spuren von Beuys in Paris nach. Zu sehen sind auch die in Mülheim entstandenen Filme „Peggy und die anderen oder wer trägt die Avantgarde?“ (1980) von Werner Nekes und Bazon Brock sowie der mit dem Deutschen Kurzfilmpreis ausgezeichnete „Beuys“ (1981) von Werner Nekes und Dore O. Darin reflektiert Beuys seine Kunsttheorie. Gefilmt wird er als kinetische Skulptur. Beide befinden sich in der Sammlung des Kunstmuseums, erworben vom Förderkreis. Entstanden sind sie im Atelier der Filmemacher am Kassenberg. Dore O. erinnert sich: „Als Person war er unkompliziert“.

Eine langjährige Bekanntschaft ergab sich zwischen dem Mülheimer Otto-Albrecht Neumüller (83) und dem Düsseldorfer Künstler, der sich für alle Bereiche interessierte, besonders für Naturwissenschaften. Das verband den Künstler mit dem Mülheimer Chemiker. Neumüller nennt es eine „spontane Erkennung“, als die Männer sich das erste Mal trafen. „Er war einer, der sich die Augen führen ließ für die Dinge, auch aus der Chemie.“ Jemand, mit dem man über alles reden konnte. „Es gelang ihm, in immer tieferen Abgründen zu bohren, um dann festzustellen, dass man zu einem Gleichklang kommt.“