Mülheim.

Schon seit vier Jahrzehnten bringt er den Mülheimern ihre Stadtgeschichte näher. Und auch an diesem Sonntag, dem Internationalen Museumstag, steht Heinz Hohensee wieder im verwinkelten Heimatmuseum Tersteegenhaus und erzählt: „Dieser Topf war die Toilette, der Kelch die Dusche und hier im Schrank hängt immer noch die Reizwäsche.“ Ein Dutzend Besucher umringt ihn im kleinen Schlafraum des Obergeschosses und schmunzelt.

Das Interesse an der Stadthistorie scheint nach wie vor da zu sein. Obwohl das Mülheimer Heimatmuseum schon zwei Mal kurz vor dem Aus stand. „Einmal Mitte der 90er Jahre und dann wieder vor etwa drei Jahren“, erinnert sich Hohensee. Daraufhin gründete sich 2011 der Freundes- und Förderkreis Heimatmuseum. Hohensee ist darin ebenso Mitglied wie im Geschichtsverein, der das Tersteegenhaus betreut. Der Aufwand dafür halte sich in Grenzen. „Die Reinigungs- und Energiekosten übernimmt die Stadt. Wir öffnen das Museum dienstags und sonntags, sind aber auch flexibel. Wer außerhalb der Öffnungszeiten kommen möchte, sollte sich telefonisch melden“, sagt er. Jeden ersten Sonntag im Monat gibt es eine Führung.

Geschichtsverein widmet Tersteegen eigenen Raum

Der Name Tersteegenhaus ist dabei etwas irreführend. Gerhard Tersteegen war Theologe und lebte für 23 Jahre – von 1746 bis zu seinem Tod 1769 – in der Teinerstraße, Spuren habe er dort laut Hohensee aber keine hinterlassen.

Dennoch hat der Geschichtsverein ihm einen großen Raum gewidmet. 111 Kirchenlieder habe er gedichtet, zahlreiche theologische Werke geschrieben und unzählige Predigten gehalten.

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Neben dem Namensgeber gibt das Museum auch Einblicke in das Leben anderer Mülheimer Persönlichkeiten, wie Mathias Stinnes. Mit seinem Unternehmen für Schifffahrt und Kohlehandel legte er im 19. Jahrhundert den Grundstein für die ehemalige Stinnes AG. Auch der Mülheimer Arzt Carl Arnold Kortum (1745 – 1824) hat seinen Platz im historischen Haus.

Verein hat keine Nachwuchssorgen

Mit seinen kostenlosen Führungen durch die Jahrhunderte setzt Hohensee die Geschichte seiner Heimatstadt ins Bild. Und das ist dem 72-Jährigen nach wie vor ein Anliegen. Ob diese Art von Museum heute noch zeitgemäß ist? „Der Zuspruch der Bevölkerung ist da. Und auch um den Nachwuchs unseres Vereins mache ich mir keine große Sorgen“, entgegnet er.

Im vergangenen Jahr seien es etwa 1800 Besucher gewesen. Das schwanke allerdings. In einem ist sich Hohensee jedenfalls sicher: „Ich mache das weiter, so lange ich kann. Meine Heimatstadt liegt mir am Herzen.“