Als der junge Arzt Axel Hinrich Murken als wissenschaftlicher Assistent an der Uni in Düsseldorf arbeitete und bekannt wurde, „dass ich Kontakt zu Joseph Beuys hatte, da schwebte das drohende Schwert über mir, dass ich die Kündigung bekomme“, erzählt der Mediziner und Kunsthistoriker. Den herkömmlichen Kunstbegriff hat Beuys (1921 - 1986) einmal durch die Honigpumpe gejagt – durch seinen ganzheitlichen Ansatz, der „Sozialen Plastik“ als Gesamtkunstwerk sowie der Verwendung von Material wie Filz, Fett und Honig revolutionierte er die Branche. Nicht zuletzt durch seinen Aufruf „Jeder Mensch ist ein Künstler“ polarisierte er wie kein Zweiter, brachte selbst Zeitgenossen, die mit Kultur nichts am obligatorischen Hut hatten, gegen sich auf.

Bis heute wird jeder Spur des 1972 rausworfenen Professors an der Kunstakademie Düsseldorf bis in die letzte Fettecke nachgegangen, „was seine Größe und Außergewöhnlichkeit zeigt“, sagt Murken. Aktuell ist seine „geschönte“ Biografie in die Kritik geraten: „Dass Beuys seine Biografie mystifiziert hat, entspricht dem, wie er sie an sein künstlerisches Konzept angepasst hat,“ erklärt Murken.

Er und der Künstler lernten sich 1968 kennen und es entwickelte sich ein Dialog. Was Wissenschaftler und Künstler miteinander verband, war ihr humanistisches und komplexes Weltbild. Murken baute sich im Laufe der Jahre eine bedeutende Beuys-Sammlung auf. Daraus sind ca. 80 Grafiken, Zeichnungen, Multiples, 30 bislang unveröffentlichte Fotografien, ein Tonbandinterview und zwei Filme im Kunstmuseum zu sehen.

Eine besondere Beziehung entwickelte Beuys zu Frankreich in den 1970er Jahren. Seine Installationen gingen in die großen Pariser Museen für moderne Kunst. Zu seinen Pariser Aufenthalten sind etliche Multiples und Auflagenobjekte entstanden. Nach der Präsentation des Goethe-Instituts in Paris 2012 zeigt das Mülheimer Kunstmuseum als bislang einzige Station in Deutschland die Ausstellung unter dem Titel „Beuys und Paris. Einblicke in sein Werk“. Eine Brücke von der Seine an die Ruhr schlagen die beiden Filme, die 1980 in Mülheim entstanden sind: Der preisgekrönte Film „Beuys“ von Werner Nekes und Dore O. sowie „Peggy und die anderen oder wer trägt die Avantgarde?“ von Nekes. Beide Filme laufen in der Ausstellung. Zu sehen ist auch das Buch, das Murken 1979 über Beuys und die Medizin geschrieben hat. Heilen, Wunden und beschädigte Kreaturen waren Themen des Künstlers. Einmal, erinnert sich Murken, habe ihn Beuys angerufen und spontan eingeladen, da habe er absagen müssen, weil sein Sohn Fieber hatte. „Da sagte er zu mir: ,Machen Sie ihm doch Wadenwickel.’ Dann erklärte er mir das Verfahren.“