Mülheim. .

Es gibt ein frisches Förderprogramm des Bundesfamilienministeriums, mit dem betriebliche Kinderbetreuung für unter Dreijährige unterstützt werden soll. Die Schaffung neuer Gruppen für den Nachwuchs von Mitarbeitern oder auch Studierenden wird mit 400 Euro pro Platz und Monat bezuschusst.

„Eine ganz tolle Sache“, findet Margarete Protze, die in Winkhausen eine private Kita betreibt. „Das Problem ist nur, dass so gut wie niemand davon weiß.“

Der Diplom-Pädagogin und Unternehmerin brennt das Thema schon lange unter den Nägeln. Vor zwei Jahren hatte sie versucht, eine neue Kita an der Alexanderstraße zu eröffnen und die vielen kleineren Betriebe im Gewerbegebiet dafür zu gewinnen. Doch das Vorhaben scheiterte mangels Interesse.

Siemens und Fröbel planen weitere Einrichtung

Bislang ist der Betriebskindergarten von Siemens, der Ende 2011 an der Wiesenstraße eröffnet wurde, die einzige Einrichtung dieser Art in Mülheim. Der Konzern hat das Haus auf eigene Kosten errichtet, den Betrieb der gemeinnützig arbeitenden Fröbel-Gruppe übertragen. Die 85 Plätze sind je zur Hälfte von Siemens-Mitarbeitern und Familien aus dem Stadtteil belegt. „Die Warteliste ist lang, Bedarf besteht“, sagt Unternehmenssprecherin Kerstin Reuland. „Und da wir eine relativ junge Belegschaft haben, wird der Zulauf bleiben.“ Daher planen Siemens und Fröbel seit längerem eine weitere, gleich große Einrichtung am Standort Rheinstraße. Auf einen möglichen Starttermin mag sich niemand festlegen. Im städtischen Jugendamt rechnet man vorsichtig mit 2015.

Bereits in gut zwei Wochen, am 1. August, eröffnet die Fröbel Rhein-Ruhr GmbH ihre „Fledermäuse“ mit 85 Betreuungsplätzen an der Hansastraße. Kooperationen mit örtlichen Firmen gibt es hier noch nicht, „es kann aber noch kommen“, meint Oliver Just, Verwaltungsleiter bei Fröbel NRW.

Stadt hat Betreuungskontingent für Mitarbeiter reserviert

Schon, als die Siemens-Kita an den Start ging, hätten sich Mülheimer Unternehmen dort für Belegplätze interessiert. Genauso läuft es bereits seit 1995 in der städtischen Tageseinrichtung „Sterntaler“ an der Solinger Straße. An der Investition hatten sich seinerzeit auch einige Betriebe beteiligt. „Derzeit sind 18 unserer 90 Plätze von Firmenkindern belegt“, erklärt Kita-Leiterin Alice Schlienkamp, „ab August werden es 23 sein. Es funktioniert sehr gut und unkompliziert.“ Die Arbeitgeber, darunter die Privatärztliche Verrechnungsstelle, ein Versicherungsmakler und ein Druckerhersteller, haben bevorzugten Zugriff, wenn es um die Verteilung der Plätze geht. Dafür tragen sie die Betriebskosten.

Auch die Stadt hat für ihre eigenen Mitarbeiter ein Betreuungskontingent reserviert: „30 Plätze in unseren eigenen Kitas, verteilt über das gesamte Stadtgebiet“, erläutert Jörg Albrecht vom Bildungsbüro.

MPI kooperiert mit Tagesmüttern

Auch in der Wissenschaft mit ihren ungleichmäßigen Arbeitszeiten ist Kinderbetreuung ein Thema. Die festen Mitarbeiter(innen) des Mülheimer Max-Planck-Institutes für chemische Energiekonversion lösen es individuell, „unsere Gleichstellungsbeauftragte hilft aber bei der Suche“, erklärt MPI-Sprecherin Julia Kircher. Erst recht gelte dies für Doktoranden und andere Forscher, die nur befristet bleiben: „Hier gibt es eine enge Zusammenarbeit mit Tagesmüttern, die auch Englisch sprechen.“ Denn die jungen Eltern kommen aus aller Welt nach Mülheim. Das MPI für chemische Energiekonversion möchte allerdings wachsen, „und im Zuge dessen ist auf jeden Fall auch eine betriebsinterne Kinderbetreuung angedacht“, so die Sprecherin.

Im Neubau der Hochschule Ruhr West an der Duisburger Straße wird keine eigene Kita entstehen, teilt HRW-Präsident Prof.Dr. Eberhard Menzel auf Anfrage mit. „Geplant ist jedoch, mit den umliegenden Broicher Kindertagesstätten Kontakt aufzunehmen und eine mögliche Zusammenarbeit zu vereinbaren.“ Außerdem soll in der HRW ein Eltern-Kind-Raum eingerichtet werden, in dem es sowohl PCs gibt als auch Spielsachen, Wickeltisch und Bettchen.