Mülheim.

Gut vier Wochen vor dem Stichtag vermeldet das Rathaus auf Anfrage der WAZ: „Die Stadt Mülheim kann allen gestellten Rechtsansprüchen von Kindern unter drei Jahren über Kita-Plätze und Tagespflege gerecht werden und den Eltern einen Platz anbieten.“

Nahezu jedes zweite Kind in dem Alter kann betreut werden. Das ist deutlich mehr als das zunächst anvisierte Drittel. Ein Erfolg? „Wir können zufrieden sein, es war eine Kraftanstrengung für alle“, sagt der Leiter des Amtes für Kinder, Jugend und Schule, Uwe Alex.

Interimslösungen

Die Stadt arbeitet dazu mit Interimslösungen, etwa wie an der Boverstraße, wo alte Schulcontainer genutzt werden, um Platz für Kinder zu schaffen. Vor allem aber, und das ist die Kehrseite, stockt die Stadt in ihren Einrichtungen die Gruppenstärken auf: „Wir belegen über“, sagt Alex.

Etwa 200 Kinder werden auf die bestehenden Gruppen zusätzlich verteilt. Es wird voll in den Kitas: „Wir wissen, dass dies nicht die beste Lösung ist und dass es eine enorme zusätzliche Belastung für die Erzieher sein wird, wenn auch nur zwei Kinder zusätzlich in die Gruppe kommen“, sagt der Amtsleiter. Und er betont: „Wir bemühen uns, so bald wie möglich diesen Zustand zu bessern.“

49 Prozent der unter Dreijährigen werden versorgt

Es war für die Stadt nicht leicht, den Rechtsanspruch zu erfüllen: In Mülheim leben 1378 Kinder im Alter von einem bis zwei Jahren, 1295 sind zwischen zwei und drei Jahren alt. Somit haben 2673 Kinder unter drei Jahren einen Anspruch auf Betreuung.

Die Stadt stellt nach jetzigem Stand zum 1. August insgesamt 912 Kita-Plätze in 86 Tageseinrichtungen, inklusive der Interimsstandorte, zur Verfügung. Davon sind 461 Plätze in städtischen Einrichtungen, der Rest wird über den Kita-Zweckverband, evangelische und private Träger abgedeckt. In der Tagespflege werden 350 Kinder betreut, auch dieses Angebot wurde durch Qualifizierung ausgeweitet. Heißt unterm Strich: 49 Prozent der unter Dreijährigen werden versorgt.

Die Stadt hofft, damit den Nachfragen gerecht zu werden: Beim Amt für Kinder, Jugend und Schule haben bisher 213 Eltern einen Rechtsanspruch für einen Kita-Platz gestellt. Bleibt es dabei, reicht es. „Sollte es kurzfristig noch zu einem deutlichem Anstieg kommen, haben wir ein Problem“, so Stadtsprecher Volker Wiebels.

"Wir werden aber auch weiter ausbauen."

Die Aufstockung der Kita-Gruppen ist keineswegs unumstritten. Insbesondere der Kita-Zweckverband hatte sich dagegen gewehrt. Deren Geschäftsführer Peter Wenzel betont stets die pädagogische Qualität. Carsten Ossig, stellvertretender Geschäftsführer des Zweckverbandes, erklärt: „Wir haben nur dort, wo es fachlich und räumlich geht, die Gruppenstärke um ein Kind erhöht.“ Damit könne man leben. „Wir werden aber auch weiter ausbauen.“