Mülheim.
Russische Sicherheitsdienste kehren zurück zur Schreibmaschine – diese aktuelle Nachricht klingt für Erich Beekmann, Chef des traditionsreichen Büromaschinengeschäftes Prüßmann GmbH in Mülheim, „wie eine Anekdote“. Er selber verkauft seit Ende 2012 keine Schreibmaschinen mehr, weil der Hersteller seines jahrzehntelangen Vertrauens die Produktion einstellte. Er weiß aber, dass es in der Stadt noch treue Nutzer gibt.
Beekmann persönlich zählt nicht dazu, obwohl er sogar noch eine alte mechanische Olympia besitzt, die er sogleich herbeischleppt und als „unverwüstlich“ lobt. „Ich selber benutze für fast alles PC oder Laptop, weiß aber, dass in den Buchhaltungen oder Speditionsabteilungen selbst großer Firmen teilweise noch mit Maschine geschrieben wird.“ Frachtbriefe, Überweisungsträger, Formulare, die sich mit Hilfe von Computer und Drucker schwer passgenau und sauber ausfüllen lassen. Auch Privatleute halten ihre meist elektronischen Schreibapparate in Ehren, am Laufen, so dass Erich Beekmann (54) immer noch Farbbänder verkauft, wöchentlich vier bis fünf Stück, schätzt er.
Zehn Schreibmaschinen im Einsatz
Einsatzgebiete für Geräte aus dem vordigitalen Zeitalter haben sich auch bei der Sparkasse Mülheim erhalten. Sprecher Frank Hötzel nennt Beispiele: Urkunden, Wechsel, Formulare, die als Fax zurück gehen, Sparbücher, „die kein Drucker nimmt“. Er fragte herum im eigenen Haus und ermittelte, dass momentan noch etwa zehn Schreibmaschinen im Arbeitseinsatz seien, „auch in Vorstandssekretariaten“. Falls nötig, weil es für Auslaufmodelle keine Farbbänder mehr gibt, würden auch Maschinen nachbestellt. „Wir haben einen Kollegen“, so Hötzel, „der arbeitet bis heute auf einer mechanischen Schreibmaschine.“ Der Mann hat sich in 50 Sparkassen-Dienstjahren daran gewöhnt.
Auch im Mülheimer Finanzamt haben zwei Schreibmaschinen den technischen Umbruch überlebt, aber nur noch eine würde benutzt, sagt Sprecher Gerald Gruse: „Wir brauchen sie, um ältere Dienstausweise zu verlängern.“ Die andere wurde ausrangiert, abgeschoben in die Altaktenverwaltung, „ist aber zu schade zum Wegwerfen“. Noch.
Nicht mehr öffentlich zugänglich
In den Dienststellen der Stadt vermutet Sprecher Volker Wiebels keine Schreibmaschinen mehr: „Ich weiß aber, dass noch vor einigen Jahren Überweisungsträger so erstellt wurden.“ Doch das ist Vergangenheit, und so verweist Wiebels auf die teils wertvollen Stücke, die das Mülheimer Büromuseum zu bieten hat. „Leider ist es nicht mehr öffentlich zugänglich.“ Die alten Schätzchen sind eingelagert im Rathausturm.