Mülheim. . Neues und altes auf Vinyl oder Schallplatte, wie man die große Scheibe früher nannte – auch die kleine Variante, die Single, gibt es noch und wieder: Die Halle im Autonomen Zentrum (AZ) an der Auerstraße ist am Samstag zum ersten Vinyl-Flohmarkt geworden.

Neues und altes auf Vinyl oder Schallplatte, wie man die große Scheibe früher nannte – auch die kleine Variante, die Single, gibt es noch und wieder: Die Halle im Autonomen Zentrum (AZ) an der Auerstraße ist am Samstag zum ersten Vinyl-Flohmarkt geworden. Rappelvoll – von Verkäufern mit ihren schweren Kisten – und von Käufern jeden Alters, zu 80 Prozent männlichen Geschlechts.

Die vorherrschende Kleidungsfarbe ist schwarz, viele Punkfrisuren, Dreadlock-Mähnen und gepiercte Gesichter sind zu sehen. Die Besucher stehen vor Kisten und blättern konzentriert die Albenstapel durch oder sie begutachten ihre neuen, alten Schätze auf einem der zahlreichen Sofas bei einem Bier.

Punk, Heavy Metal, Crust

Viele Punk-, Heavy Metal-, Crust- und Underground-Scheiben werden angeboten: von Bands mit Namen wie Laaritila, Ambush, Mönster, Proof of Evidence, allen gemein fantasievolle Namen und Plattenhüllen teils mit martialischen Motiven. House und Techno sind eher weniger vertreten.

Der Recklinghäuser Veranstalter Jan Gehling ist über den Andrang beim ersten Vinyl-Flohmarkt im Autonomen Zentrum genauso erstaunt wie andere Händler. „Ich veranstalte Konzerte und habe ein eigenes Label, produziere also auch Platten mit Bands, die mir gefallen“, erklärt Gehling, der alte und neue Ware verkauft. Die Preise der neuen Alben sind unterschiedlich und liegen zwischen 10 und 30 Euro. Es komme auf die Pressung an, viele Aufnahmen gebe es gar nicht erst auf CD, da seien die Platten besonders begehrt.

Facebook mobilisiert Sammler

Die Werbung über Flyer, Presse und vor allem Facebook hat Sammler und Verkäufer aus dem großen Umfeld mobilisiert. Toll finden alle, dass keine Gebühren erhoben werden. „Ich habe darum gebeten, dass die Leute zum Schluss einen Spendenbeitrag für ein soziales Projekt in den Topf werfen“, hofft Gehling. Ansonsten verdiene das AZ am Umsatz mit Essen und Getränken.

Aber nicht nur Neues ist angesagt, auch alte Plattensammlungen werden aufgelöst. Paul Ibold aus Moers fängt schweren Herzens damit an, seine rund 8 000 Alben zu versilbern. „Ich verkaufe zuerst meine Singles“, sagt er und zeigt eine alte Flexi-Single oder zu deutsch Schallfolie von Jimi Hendrix und eine von Howard Carpendale aus den 60ern, „wo er mal englisch singt“.

Alte Sammlungen finden neue Besitzer

Wolfgang Heise, der seine Sammlung ganz rigoros auflöst und sogar seinen Plattenspieler loswerden will, verkauft die verkratzten Scheiben für 50 Cent, die guten für ein paar Euro.

Auch Besucherin Lisa Franke aus Bochum kramt zwischen den Platten. Sie hat schon eine von Joy Division und Hot Water Music erstanden. „Ich bin mit Platten und den alten Gruppen aufgewachsen und habe mit meinem Vater Led Zeppelin oder Status Quo gehört.“ Die 24-Jährige findet es toll, die Alben in der Hand zu halten und gezielt zu überlegen: Lege ich jetzt diese oder jene auf? „Man besinnt sich zurück auf die vertrauten Klänge der Kindheit. Es ist Nostalgie und Sammelleidenschaft“, findet Lisa Franke.

Schallplatten sind ganz klar Kult, und das war bestimmt nicht der letzte Flohmarkt für die begehrten Scheiben, die sogar verkratzt bei den wahren Fans noch für Begeisterung sorgen.