Alte Schätze beim Young- und Oldtimer-Treff in Mülheim
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Mülheim. . Einige Schätzchen gab es am Wochenende bei der vierten Ausgabe des Old- und Youngtimer-Treffs an der Alten Dreherei in Broich zu bestaunen. Trotz durchwachsenem Wetter schafften es viele Besucher zu dem Auto-Treff. Doch nicht alles drehte sich dort um die Geschosse aus vergangenen Zeiten.
Oft stellt man sich als Otto-Normal-Autofahrer den Oldtimer-Besitzer als eitlen Typen vor: Die Kühlerfigur muss glänzen, die Pilotenbrille sitzen und das Haar lässig im schmucken Cabrio hin- und herflattern. Dass das gängige Vorurteil oder Klischee nicht bei jedem Treff solcher Altauto-Fans gilt, bewies am Wochenende mal wieder die vierte Ausgabe des Old- und Youngtimer-Treffs an der Alten Dreherei in Broich.
Inmitten der als Dauer-Baustelle geltenden Halle, ihres Brachflächenartigen Geländes und riesigen Schlammpfützen parkten zahlreiche Mülheimer und Revierbürger ihre Schätzchen, um Besuchern neugierige Blicke zu gewähren. Eine, die ohne Frage Aufmerksamkeit auf sich zog, war Bärbel Essers. Hinter ihrem texasgelben VW-Käfer aus dem Jahre 1973 campierte die 51-Jährige in einem Zelt. Es war jedoch kein gewöhnliches, sondern in der Gestalt eines T1-Busses der Marke Volkswagen.
Ein Käfer ohne Namen
„Kommen Sie doch ins Trockene“, lud sie manchen neugierigen Gast ein, während es draußen zeitweise wie aus Eimern regnete. Und wer sich hinein traute, lernte bei ihr, wie viel Gerümpel in ein kleines Auto passt. Denn die Mülheimerin aus der Stadtmitte nutzte das Wochenende, um sämtliche im Wagen befindliche Dinge auszuräumen und zu sortieren. Ob Solardusche, Kochgeschirr oder Aktentasche, zu jedem Teil hatte sie etwas zu erzählen.
Die Alte Dreherei
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„Das war schon bei meinem ersten Golf so“, sagte sie lachend. „Ich hab’ mit ihm gelebt, er war ein Kumpeltyp“, würdigte die 51-Jährige ihr Erstfahrzeug. Nach einem Unfall war es dann aus mit der großen Auto-Liebe. Seither hegt und pflegt sie den Käfer, den sie von ihrer Mutter übernommen hat. „Einen Namen habe ich ihm bisher aber nicht gegeben“, so Bärbel Essers. Angesprochen auf die übliche Sechs-Volt-Batterie musste sie schmunzeln und konterte: „Wenigstens hat der Wagen keine Elektrik, wie sie bei heutigen Autos immer kaputt geht.“
Der einzige Rennsportwagen der DDR
So eine ähnlich enge Beziehung attestierte Martin Menke sich und seinem grünen VW-Bulli dann doch nicht, aber immerhin „sind wir damit schon bis ans Nordkap oder nach Südfrankreich“. Der Vorsitzende des Trägervereins zur Sanierung der Alten Dreherei hat sich den Nutzwagen vor 16 Jahren gekauft – und es nie bereut. „Mit dem angebrachten Gastank können wir damit einige Zeit über die Runden kommen“, so Menke.
Am Wochenende stand für ihn aber weniger sein Schätzchen im Mittelpunkt, als das Gelingen des ganzen Treffs. „Die Besucherresonanz ist trotz des durchwachsenen Wetters gut“, stellte er fest. Das lag wohl auch an der Vielfältigkeit, die die Ausstellungsstücke boten.
Oldtimer-Treffen an der Alten Dreherei 2011
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Neben vielen Oldtimern der Marke Opel, etwa Olympia, Rekord oder Kadett kamen auch Freunde von alten Bau-, Verkehrs- und Schienenfahrzeugen auf ihre Kosten. Letztere hatte etwa die Verkehrshistorische Arbeitsgemeinschaft im Blick und bot Fahrten mit historischen Straßenbahnwagen zwischen Dreherei und Kaiserplatz an.
Im Inneren der Halle wartete auch manche Überraschung, zum Beispiel der einzige Rennsportwagen der DDR, wie Martin Menke bestätigte, ein Melkus RS 1000 von 1969. Viele Besucher nutzten den Treff aber nicht nur zum Gucken, sondern holten ihre Schätzchen selbst dafür aus der Garage. Ein älterer Herr brauste etwa mit seinem DKW-Motorrad heran und brachte die Motivation der Besitzer auf den Punkt: „Es macht halt einfach Spaß und man ist beschäftigt.“
Stichwort: Die Alte Dreherei
Zwar wirkt die Alte Dreherei äußerlich wie eine Riesenbaustelle, aber drinnen hat der Trägerverein mittlerweile viel bewirkt. „In den vergangenen Monaten haben wir vordringlich am Dach gearbeitet“, berichtet Vorsitzender Martin Menke. Ein Dachschiff sei nun komplett fertig, das zweite zu vier Fünfteln.
Viel Arbeit bescherte den ehrenamtlichen Helfern etwa der Austausch der zerstörten Holzbalken. „Dafür mussten wir die Dachschalung abmachen, die Sparren rausnehmen, neue einsetzen, Holzschutzmittel auftragen und alles wieder abdecken“, so Menke. Später sollen die Elemente weiß lackiert werden.
Halbzeit heißt es jetzt bereits bei der Empore: „Rund 50 Prozent sind schon in Beton gegossen“, weiß der Vorsitzende. Ferner seien die Treppenhäuser mitgemauert worden sowie die alten Hallentore und einige Rundbogenfenster aufwendig saniert worden. „Uns ist wichtig, dass für die Besucher Baufortschritte auch immer sichtbar sind“, betont Menke und denkt dabei ebenso an die Spendenbereitschaft der Mülheimer, die für den Weiterbau gefordert ist. Helfende Hände sind auch gern gesehen – und zwar Di, Do und Sa jeweils von 10 bis 14 Uhr.
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