Mülheim. In Mülheim steht die Abschaffung der Geschwisterermäßigung für Kita-Plätze ab 2014 zur Debatte. Durch diese Maßnahme könnte die Stadt etwa 730.000 Euro erwirtschaften, doch für Familien, die von der Sparmaßnahme betroffen sind, könnten die Folgen drastisch ausfallen.
Keine Reitstunden mehr, kein Schwimmverein, die Blockflöte landet in der Schublade und auch die frühkindliche Förderung fiele in nicht wenigen Mülheimer Familien wohl dem Rotstift zum Opfer, sollte die Stadt die Geschwisterermäßigung für Kita-Plätze ab 2014 streichen. 1100 Kinder wären von dieser Sparmaßnahme betroffen, die der Kämmerer am Donnerstag dem Rat der Stadt vorstellte. Das klamme Mülheim könnte allerdings auf diese Weise etwa 730.000 Euro erwirtschaften.
Bitter für Tochter und Sohn
Der Gewinn im Stadtsäckel gegen den Verlust im privaten Portemonnaie – die Konsequenzen für Familien können drastisch ausfallen: „Am ehesten könnte ich noch bei Hobbys und Freizeitgestaltung sparen“, überlegt Andrea F. als betroffene Mutter einer vierköpfigen Familie mit einer dreijährigen Tochter und einem zehn Monate altem Sohn. Auf die Kita würde sie nicht verzichten, aber der Verzicht auf Hobbys wäre für Tochter und Sohn bitter, sogar nachteilig.
„Man merkt, dass Mülheim pleite ist“, fügt die Mutter hinzu. Erst in diesem Jahr veränderte die Stadt die Einkommensgrenzen der Elternbeiträge für die Kitas. Bei der jungen Familie mit mittlerem Einkommen sorgte dies bereits nahezu für eine Verdopplung der Kita-Kosten. Die Mülheimerin kritisiert deshalb die neuen Sparpläne: „Wer viele Kinder hat, zahlt dann noch einmal doppelt – familienfreundlich ist das nicht.“
Kosten können sich verdreifachen
Wer über ein Jahreseinkommen von 24.000 Euro verfügt, gibt für ein vierjähriges Kind derzeit monatlich 15 Euro für 35 Kita-Stunden aus. Wenn ab 2014 der Geschwisterrabatt abgeschafft würde, kämen für ein zweites Kind etwa in der U-3-Betreuung 35 Euro hinzu. Für beide Kinder also 50 € – damit verdreifachen sich die Kosten für kinderreiche Familien.
„Es handelt sich nur um einen Vorschlag des Kämmerers“, betont Stadtsprecher Volker Wiebels. Noch müsse dieser erst im Jugendhilfeausschuss beraten werden, bevor der Rat der Stadt darüber abstimme. Die Idee ist aber nicht zum ersten Mal auf dem Tisch, bereits im vergangenen Jahr diskutierte darüber die Lokalpolitik, lehnte eine solche Regelung aber ab.
Ob man der Aussicht auf Einnahmen diesmal widersteht? In der klammeren Nachbarstadt Oberhausen hat man bereits entschieden: „Die Geschwisterregelung bleibt“, so ein Sprecher der Stadt.