Mülheim. .
Ein Kindergarten in Containern auf dem Schulhof der Gustav-Heinemann-Gesamtschule? Die Eltern laufen Sturm gegen Pläne der Stadt. Sollten sie umgesetzt werden, betont die Schulpflegschaft in einem Brief an die Oberbürgermeisterin, die Bezirksregierung und die Ratsfraktionen, wäre dies zum Nachteil aller.
Wohin mit den Kindern, die ab Sommer einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz haben? Die vorhandenen Einrichtungen reichen bei weitem nicht aus. Seit Wochen sucht die Stadt nach Lösungen und stieß in Dümpten auf die alten Container auf dem Schulhof, die längst weggeräumt sein sollten. Für zwei Jahre, so die Überlegungen, sollen dort 70 Kinder im Alter bis zu drei Jahren untergebracht werden.
Bewegungsdrang der Kinder wird stark eingeschränkt
Die Verkleinerung des Schulhofes ist aus Sicht der Schulpflegschaft nicht tragbar: Eine Qualitätsanalyse vor fünf Jahren hatte bereits ergeben, dass die Freizeiträume und Außenflächen für die Schüler bei weitem nicht ausreichen und der Schulträger, die Stadt Mülheim, gefordert sei. Wie die Schulpflegschaft berichtet, habe im September vergangenen Jahres ein Bericht zur sicherheitstechnischen und arbeitsmedizinischen Betreuung weitere Defizite dargelegt: viele Schüler, wenig Platz.
Dabei hat sich die Gesamtschule die Themen „Gesunde Schule“ und „Schule in Bewegung“ auf die Fahnen geschrieben und ist dafür ausgezeichnet. Doch um dem gerecht zu werden, braucht die Schule Flächen. Statt dessen werde der Bewegungsdrang der Kinder stark eingeschränkt. Die Stadt, so die Eltern, habe die Verzögerungen und die beengten Verhältnisse immer wieder mit den laufenden Sanierungen entschuldigt. „Wir sind nicht nur eine Lehranstalt, sondern auch ein Lebensraum für junge Menschen“, betont Sabine Schmidt von der Schulpflegschaft.
Unterschiedliche Bedürfnisse
Schüler und kleine Kindergartenkinder haben völlig andere Bedürfnisse, die aus Sicht der Eltern zu Konflikten führen: So hielten Kinder bis zu drei Jahren in der Regel einen Mittagsschlaf. „Wie soll dieser gewährleistet sein, wenn zur gleichen Zeit die Schulkinder in ihrer Mittagspause toben und spielen?“, gibt Sabine Schmidt zu bedenken. Oder: „70 Kinder unter drei Jahren toben und spielen. Wie sollen die Schüler dabei Klausuren schreiben?“
Mehr Andrang vertrage das Schulgelände insgesamt nicht. Die Schulpflegschaft verweist auf den schon jetzt „völlig überlasteten Parkplatz“.
Bereits vor Jahren hatten die Gesamtschuleltern Pläne für die Neugestaltung der Freizeit- und Außenanlagen erstellt, um Lebensräume für Kinder zu schaffen. Sie blieben unberücksichtigt. Jetzt fordern sie von der Stadt die Umsetzung – und keine weitere Einengung.
Pläne sind weit fortgeschritten
Die Pläne der Stadt zur Nutzung der Container für eine Kita sind weit fortgeschritten, die Politik muss noch zustimmen. „Ich kann die Verärgerung der Eltern verstehen, aber wir haben keine andere Möglichkeit“, sagt der Leiter des Amtes für Kinder, Jugend und Schule, Uwe Alex.
Verstehen kann er die Eltern der Gustav-Heinemann-Gesamtschule vor allem auch deshalb, weil man im vergangenen Jahr etwas anderes zugesagt habe: Ein Teil der Container sollte abgebaut, ein anderer der Schule zur Verfügung gestellt werden. „Die aktuellen Ereignisse haben diese Zusage leider überholt“, bedauert Alex. Die Stadt habe nun mal die „knallharte Verpflichtung“, im Sommer den Rechtsanspruch von Eltern auf eine Kita-Betreuung umzusetzen.
Wenig Platz für Freizeit-Aktivitäten
Stadtweit suche die Stadt nach Möglichkeiten, was sehr schwierig sei. Bei kleineren ungenutzten Schulbauten setzten etwa die Anforderungen an den Brandschutz so hohe Hürden, dass eine Nutzung als Kita völlig unwirtschaftlich sei, so Alex. Auch für den Standort der Gustav-Heinemann-Schule habe die Stadt nach Alternativen gesucht, ohne Erfolg. Dabei sind die Container keineswegs nur für den Stadtteil gedacht.
Dass den 1600 Gesamtschülern zu wenig Platz für Freizeit-Aktivitäten zur Verfügung stehen, bestätigt Alex. Eine Empfehlung lege pro Schüler fünf Quadratmeter auf dem Schulgelände fest. „Aber das können wir an vielen Stellen, insbesondere in der Innenstadt, nicht erfüllen.“
Kita-Kinder und Schüler auf einer Fläche muss aus Sicht der Stadt aber kein Problem sein. „In Heißen an der Kleiststraße haben wir gute Erfahrungen damit gemacht.“