Mülheim-Speldorf.

Wow, ein Elektroauto, das in drei Sekunden von 0 auf 100 beschleunigt – das dürfte so manchen Mitarbeiter der Tengelmann-Gruppe verblüfft haben, der sich gestern zur Probefahrt im großen Innenhof einfand. Einen Tag lang hatte die Belegschaft des Standorts Wissollstraße Gelegenheit, sich zu informieren über Elektromobilität. „Ein Thema mit Zukunft“, glaubt Unternehmenssprecherin Jutta Tappe, „für das wir sensibilisieren wollen.“

Schon die Fahrt zur Arbeit sollten die rund 1000 Mitarbeiter überdenken, lautete eine Bitte der Organisatoren, und zum Beispiel vom Auto aufs Fahrrad umsatteln – zumindest für diesen einen Tag. An der Wissollstraße angekommen, konnten die Frauen und Männer an Spritfahr-Trainings teilnehmen, ihre Fahrräder überprüfen lassen oder aufs E-Bike, den Elektroroller oder den Segway umsteigen – oder eben in ein Elektroauto klettern.

Elektroautos für viele bislang zu teuer

Der oben angesprochene Flitzer heißt „Elektrus“ und sein Schöpfer – Autodesigner Michael Fröhlich aus Düsseldorf – beschreibt ihn als einen der schnellsten, aber auch teuersten Elektro-Sportwagen der Welt. Preis? 240.000 Euro. „Elektrus“ hat auch einen kleinen Bruder namens „Virus“ – auch dieser stand gestern für eine Tour bereit. „Er könnte ein Auto für jedermann werden“, sagt Fröhlichs Mitarbeiter, Jens Hoffmann. Mit 9850 Euro werde es erschwinglich sein.

Für Felix Hinjos (50), der bei Tengelmann in der IT-Abteilung arbeitet, ist ein Elektrowagen bislang trotzdem keine Alternative. „Die sind zu teuer“, findet er, „und zu wenig ausgereift.“ Der firmeneigene Opel Ampera allerdings, der zur Dienstwagen-Flotte gehört, der täte ihm schon gefallen – „wenn ich ihn mir leisten könnte“.

Polizei bot Sicherheitscheck für Fahrräder an

Der Preis ist derzeit das Hauptargument gegen Elektro-Autos, das weiß auch Prof. Dr.-Ing. Jens Paetzold von der Hochschule Ruhr West, der im Bereich Elektrische Energietechnik und Elektromobilität forscht und lehrt. So haben seine Studenten und er etwa Elektro-Roller auf Reichweite hin getestet und festgestellt, dass diese sich schon heute lohnen – „zumindest auf kürzeren Strecken“.

Auch der ADFC, die AOK und die Polizei mischten beim Aktionstag mit. Letztere bot einen Sicherheits-Check für Fahrräder an. Gleiches hatten auch die Mitarbeiter von „Little John Bikes“ aus Duisburg im Angebot – außerdem sechs Elektro-Fahrräder zu Testzwecken. Shop-Leiter Christian Diete (30) fand die Tengelmann-Idee hervorragend: Das bringe die Mitarbeiter zum Nachdenken, sei effektiv. „Die Leute fühlen sich angespornt, sich für ein paar Kilometer mal nicht ins Auto zu setzen – sondern einfach mal mit dem Fahrrad zu kommen.“

Umweltschutz hat Tradition

Umweltschutz ist ein großes Thema in der Unternehmensgruppe Tengelmann, und das schon seit fast einem halben Jahrhundert. Zunächst sei es „ein rein privates Engagement der Familie“ gewesen, berichtet Unternehmenssprecherin Jutta Tappe, doch nach einiger Zeit erreichte es auch die Kunden. So im Jahr 1984 über zwei kecke Gesellen: eine Schildkröte und einen Frosch, die zu Umwelt-Markenzeichen wurden.

2007 dann stieß Chef Karl-Erivan Haub eine Klima-Initiative an, die dazu beitragen soll, Kohlendioxid zu sparen. Ein Resultat war die Eröffnung des Klima-Supermarkts in Speldorf – übrigens mit Strom-Tankstelle vor der Tür.

2012 veröffentlichte die Holding dann einen ersten Nachhaltigkeitsbericht, der Auskunft gibt über das, was erreicht worden ist – und das, was erreicht werden soll. Auch die Aktionstage dienen der Nachhaltigkeit. Zwei bis drei dieser Art wolle man pro Jahr durchführen, so Tappe. Der nächste könnte sich um Gesundheitsvorsorge drehen.