Mülheim. Wie ein Konzernsprecher nun bestätigte, werden am Siemens-Standort Mülheim rund 150 von 5000 Stellen als Reaktion auf die nachlassende Auftragslage gestrichen. Allerdings bleiben betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. Der Interessenausgleich steht bereits seit Mai fest.

Der Interessenausgleich ist ausgehandelt: Am Siemens-Standort Mülheim werden als Reaktion auf nachlassende Auftragseingänge für die Kraftwerkstechnik rund 150 von 5000 Stellen gestrichen. Betriebsbedingte Kündigungen bleiben ausgeschlossen.

Ein Konzernsprecher bestätigte den nun sicheren Stellenabbau auf WAZ-Anfrage. Bereits im Mai hätten sich Unternehmensleitung und Gesamtbetriebsrat auf einen Interessenausgleich verständigt, am Montag der Vorwoche seien die Beschäftigten in Mülheim bei einer Betriebsversammlung darüber informiert worden.

Rund 150 Stellen sollen wegfallen, insbesondere die Einheit „Dampfturbine“ wird davon betroffen sein, zum geringeren Teil die Einheit „Generatoren“. Der Interessenausgleich sieht mehrere Optionen vor, wie der Stellenabbau organisiert werden soll: über Versetzungen innerhalb des Unternehmens, über Aufhebungsverträge samt Abfindungen, über Altersteilzeit, einen vorzeitigen Übertritt in den Ruhestand oder Ringtäusche innerhalb des Betriebes, wenn die Qualifikationen der Mitarbeiter passen.

Schwache Konjunktur

Der Siemens-Sprecher begründete den Stellenabbau als notwendige Anpassung an die nachlassende Auftragsentwicklung im Kraftwerksgeschäft. In Deutschland herrsche große Investitionsunsicherheit ob der unklaren Form der Energiewende, im Europa-Geschäft machten sich die schwache Konjunktur und Schwierigkeiten bei der Finanzierung von Großprojekten insbesondere in Südeuropa bemerkbar.

Die aktuell schwierigen Marktbedingungen streitet Siemens-Betriebsratsvorsitzender Pietro Bazzoli nicht ab. Er vermisst allerdings, dass der Konzern „auch Perspektiven aufzeigt, wie der Standort Beschäftigung bei der Energiewende langfristig sichern will“. Dem Konzernprogramm „Siemens 2014“, das einseitig auf eine Marge von 12 % setzt, wollen die Betriebsräte von 80 Siemens-Standorten landauf, landab das langfristiger, bis 2020 ausgerichtete Programm „Mensch vor Marge“ entgegensetzen.

Mitarbeiter sollen mitdiskutieren

Der Weg für die NRW-Standorte ist vorgezeichnet. So kündigt Bazzoli für Mülheim eine beteiligungsorientierte Diskussion über die Standort-Zukunft an. Mitarbeiter sollen mitdiskutieren, in welche Zukunftstechnologien zu investieren ist, welche Qualifizierungen nötig sind, um für die Energiewende gewappnet zu sein, welcher Unternehmenskultur es bedarf, um sich auf den Weg zu machen.

„Im Herbst“, so Bazzoli, „wollen wir Fleisch am Knochen haben.“ Es müsse nicht immer eine Marge von 12 % sein. Auch mit weniger sei Beschäftigung zu sichern. Mit Technologien für Kohlekraftwerke, für Kraft-Wärme-Kopplung oder Fernwärme könne Siemens wertvolle Nischen besetzen. Bazzoli: „Wir müssen breit aufgestellt bleiben.“