Mülheim.

Hunderte knallroter Luftballons steigen an diesem kühlen windigen Vormittag auf dem Siemensgelände an der Rheinstraße in den Himmel auf. An ihnen hängen Wunschkarten für einen positiven Tarifabschluss, für 5,5 Prozent mehr Gehalt im Geldbeutel.

Wer die Karten findet, möge sie solidarisch zur IG Metall zurücksenden, so lautet die Bitte. Es ist Warnstreik-Zeit in Mülheim, in NRW, in der ganzen Republik.

Die Mitarbeiter der Metall- und Elektroindustrie fordern mehr Lohn, zumindest in Höhe eines guten Inflationsausgleichs. Die Tarifverhandlungen laufen, das aktuelle magere Angebot der Arbeitgeber liegt bei 2,3 Prozent.

500 Metaller streiken vor dem Siemens-Gelände

„Das deckt nicht einmal ansatzweise die Inflationsrate“, ist von unzufriedenen Metallern in der Menge zu hören. Mehr als 500 sind am gestrigen Dienstag mit Bussen zum Siemensgelände gekommen, um sich die kämpferischen Reden ihrer Gewerkschaftsvertreter anzuhören und ihre Forderungen mit „den Füßen“ und lautem Gepfeife zu unterstreichen.

Volker Becker-Nühlen, erster Bevollmächtigter und Kassierer der IG Metall Mülheim, begrüßt die Kollegen, macht Mut und bekräftigt die Forderungen der Metaller aus 468 Betrieben NRW-weit: „Wir meinen es ernst. Wir brauchen nicht nur das Geld, wir haben es verdient!“ Wenn die Menschen in Deutschland mehr Geld hätten, hätten alle in Europa etwas davon.

Dass es so gut laufe in Deutschland, sei ein Verdienst der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, ist sich Becker-Nühlen sicher.

Jugendarbeitslosigkeit verhindern

Die IG Metall wolle keine Abwärtsspirale, sondern eine stabile Situation. Die deutsche Wirtschaft müsse wettbewerbsfähig bleiben, hohe Arbeitslosenzahlen und vor ­allem hohe Jugendarbeitslosigkeit, wie in vielen europäischen Ländern, wolle man hier durch gute Gewerkschaftsarbeit verhindern. Auch Fredy Biermann, Betriebsratsvorsitzender von Thyssen Krupp Presta, tritt für seine Kollegen ans Rednerpult, macht den Kollegen Mut.

Pietro Bazzoli, Siemens-Betriebsratsvorsitzender seit 1994, lobt die Firmenergebnisse, die eingefahrenen Gewinne. Mit: „Wir sind stolz auf unser Unternehmen, aber möchten auch an den Gewinnen teilhaben. Gewinne verteilen geht fix, aber Lohnerhöhungen nix? Das lassen wir uns nicht gefallen“, sorgt er für ein begeistertes Trillerpfeifenkonzert.