Mülheim.
Immer wieder war beim Arbeitnehmerempfang am Montagabend in der Stadthalle die Rede von Skandal, von Unwürdigkeit und von massiver Ungerechtigkeit. Der DGB-Kreisvorsitzende Dieter Hillebrand wie auch Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld geißeln die Ausweitung von Lohndumping, von Mini-Job und damit die Tatsache, dass viele Menschen heute von ihrer Arbeit nicht mehr leben, geschweige denn eine Familie ernähren können.
Von einem „tief gespaltenen Arbeitsmarkt“ spricht Hillebrand und sieht einen Klassenkampf im neuen Gewand aufziehen. Es sei nicht gerecht, nicht fair, Arbeitnehmer mit „Hungerlöhnen“ abzuspeisen. Mit großer Sorge blickt der DGB-Chef in die Zukunft und sieht große Teile der Rentner finanziell in einer sehr kritischen Situation. „Es werden viele Menschen im Alter den Staat um Aufstockung ihrer zu geringen Altersbezüge bitten müssen.“ Vor sich ausbreitender Altersarmut warnt der DGB.
Europaweit sieht Hillebrand bereits eine „Massenverelendung“, durch die Finanz- und Bankenkrisen und die Sparauflagen. Immer mehr jüngere Menschen fänden keine Arbeit, immer mehr ältere hätten kein Auskommen mehr.
Niedriglöhne in Deutschland
Die OB berichtet davon, dass Deutschland inzwischen zunehmend wegen der Niedriglöhne in die Kritik gerate, weil dadurch andere Länder die Wettbewerbsfähigkeit verlören und damit Menschen ihre Arbeit. Beispiel deutsche Schlachthöfe: Mit Niedriglöhnen von sechs bis acht Euro könnten andere nicht mehr mithalten. Dass inzwischen 26 Millionen Menschen in der Europäischen Union ohne Arbeit sind, nennt sie eine Tragödie.
Besonders dramatisch bewerten die OB und der DGB-Kreisvorsitzende die Lage für viele junge Menschen. Einer von vier Jugendlichen in der EU hat keinen Job. Die OB, zugleich stellvertretende Vorsitzende des deutschen Städtetages, plädiert für ein europäisches Sofortprogramm gegen Jugendarbeitslosigkeit. Für Hillebrand ist es auch ein Unding, dass in Deutschland nach wie vor rund zwei Millionen Menschen im Alter zwischen 20 und 24 Jahren ohne abgeschlossene Berufsausbildung dastehen, dass rund 300.000 Jugendliche in Warteschleifen zwischen Schule und Berufe stecken. Hillebrands Kritik: „Nur jedes fünfte Unternehmen bildet aus.“ Zu wenig. Sichere und gute Arbeit, die zum 1. Mai gefordert wird, beginnt für die Gewerkschaften mit einer soliden Ausbildung.