Mülheim. Immer häufiger werden derzeit Senioren Opfer von Betrügern in Mülheim. Diese locken mit angeblichen Gewinnen am Telefon und verlangen eine Vorabüberweisung, um den Preis zu erhalten. Auch als Kriminalbeamte haben sich die Betrüger bereits ausgegeben, um ihre wehrlosen Opfer unter Druck zu setzen.
In Mülheim werden derzeit verstärkt Senioren am Telefon mit angeblichen Gewinnen geködert. Das können Lottogewinne in bar sein oder wertvolle Preise wie Autos, die angeblich im Ausland auf ihre neuen Besitzer warten. Die Anrufer geben sich als Vertreter von Lotteriegesellschaften oder als Rechtsanwälte aus.
Um den Gewinn zu erhalten, sei es notwendig, so wird den Angerufenen weisgemacht, mit einem Betrag zwischen 1.500 und 2.500 € in Vorkasse zu treten. Das Geld werde für Kosten wie Überführungsgebühren benötigt und später, zusammen mit dem Gewinn, per Geldboten zurückerstattet, so wird behauptet.
Keine neue Betrugsmasche
Die geforderte Summe solle über Western Union in die Türkei überwiesen werden. Und damit ist das Geld futsch, weiß Christiane Lersch, die Leiterin der Mülheimer Verbraucherzentrale. „Bei einem Bargeldtransfer ist der Weg des Geldes später nicht mehr nachvollziehbar.“
Diese Betrugsmasche ist nicht neu, auch diese Zeitung hat schon häufiger davor gewarnt, solchen Betrüger auf den Leim zu gehen. Neu ist allerdings, dass auch jene Bürger – die Zielgruppe der Täter ist etwa zwischen 60 und 70 Jahre alt – die sich nichts von den Gewinnversprechen am Telefon angenommen haben, weiter unter Druck gesetzt werden.
So ermittelt das Betrugsdezernat der Polizei Essen/Mülheim in einigen Fällen, bei denen sich wiederum am Telefon Unbekannte gemeldet hätten, die sich als Kriminalbeamte ausgeben würden, die für das LKA (Landeskriminalamt) oder das BKA (Bundeskriminalamt) arbeiten würden.
Täter bauen eine plausible Argumentationskette auf
Man wisse, so der Anrufer, dass der Angerufene vor kurzem einen betrügerischen Anruf erhalten habe, und es sei richtig, dass nichts überwiesen worden sei. Doch nun ermittele man in diesem Fall und es sei sehr wichtig, dass nun eine Probeüberweisung getätigt werde.
Wenn die Angerufenen dann immer noch nicht reagierten, werde der Druck verstärkt, berichtet Polizeisprecherin Tanja Hagelüken. „Dann wird behauptet, man erschwere die Ermittlungen, und es wird mit einem Haftbefehl gedroht, wenn man die Probeüberweisung nicht leistet.“ Das Perfide daran: „Die Täter bauen eine Argumentationskette auf, die den Opfern plausibel erscheint.“
Christiane Lersch hat in ihrer Praxis schon von vielen üblen Praktiken gehört, mit denen versucht wird, den Leuten ihr Geld aus der Tasche zu ziehen, aber diese Masche ist auch ihr neu: „Dass ein solcher Druck aufgebaut wird, ist unfassbar dreist.“ Sie rät den Angerufenen: „Legen Sie beim ersten Anruf sofort auf und lassen Sie sich auf keine Diskussion ein. Sonst hat der Anrufer schon mal einen Fuß in der Tür.“ Wer unsicher sei, solle bei der Verbraucherzentrale oder der Polizei anrufen, empfiehlt sie.