Mülheim.
Entlang der Buslinie 151 formiert sich Widerstand gegen die geplante Streichung des Linienastes zwischen Innenstadt und Menden. Bürger beklagen den Verlust einer Direktverbindung in die City. Aber nicht nur das.
Die Fakten: Dem politischen Beschluss folgend, in Mülheims ÖPNV-Angebot strukturell 2 Mio. Euro einzusparen, haben die für die Nahverkehrsplanung eingekauften Gutachter vom „Büro StadtVerkehr“ jüngst ihre Idee zum künftigen Liniennetz für Mülheim präsentiert. So schlagen sie vor, die Linie 151 aufzulösen: Der nordöstliche Ast zwischen Hauptbahnhof und Winkhausen soll der Linie 131 (Selbeck, Saarn, Broich, Hbf.) zugeschlagen werden, der südöstliche Abschnitt soll in der bisherigen Form nicht mehr bedient werden. Auf dem Abschnitt Hauptbahnhof bis Müller-Menden soll künftig gar kein Bus mehr fahren. Wegen angeblich schwacher Nachfrage. Die Herausgabe der entsprechenden Daten der Fahrgastzählung an einem Tag im Herbst 2012 verweigert das Amt für Verkehrswesen und Tiefbau der WAZ.
Umsteigemöglichkeit am Oppspring unzumutbar
Mendener würden mit den Plänen ihre Direktverbindung in die Innenstadt verlieren. Ihre Anbindung an das ÖPNV-Netz soll künftig die neu konzipierte Linie 753 leisten, die durchgehend im Stundentakt verkehren soll. Die Gutachter stellen sich für sie einen Streckenverlauf über Ratingen, Selbeck und Saarn zum Oppspring vor, dort soll die Linie im Bogen über den Steinknappen runter zu Müller-Menden fahren und von dort weiter nach Kettwig. Mendener, die dann in die Innenstadt wollen, müssten an einer Haltestelle an der Zeppelinstraße (Tilsiter Straße oder Oppspring) in eine Straßenbahn umsteigen. Wer gar den Hauptbahnhof als Ziel hat, müsste entweder am Kaiserplatz aussteigen und durchs Forum gehen oder in der Stadtmitte noch einmal umsteigen.
Bürger aus Menden protestieren gegen die Pläne. Sie haben knapp 75 Unterschriften gesammelt und ihren Unmut gegenüber fünf Ratsfraktionen und der Verwaltung zum Ausdruck gebracht. „Berufstätige, Kinder und die ältere Bevölkerung sind auf diese Linie angewiesen“, sagt Helga Matz. „Für ältere und gehbehinderte Personen, Besucher und Personal des Altenheims Ruhrgarten ist die Umsteigemöglichkeit am Oppspring unzumutbar.“ Menden, wo der letzte Tante-Emma-Laden seit Jahrzehnten dicht ist, sei angewiesen auf eine gute, barrierearme Verbindung zu Handel, Behörden, Ärzten, Krankenhäusern und Banken.
Klagen gibt es auch an anderen Stellen entlang der Strecke. Die Stadt bestätigte gestern, dass bis dato 15 Eingaben einzelner Bürger gegen die Streichungspläne eingegangen seien, darüber hinaus ein Protestbrief der Geschäftsführung vom Haus Ruhrgarten, 604 Unterschriften des Schülerruderclubs und 42 Unterschriften aus dem Haus Scharpenberg, das seine Haltestelle vor der Tür verlieren würde.
Viel Frust bei den Fahrgästen
„Beim Umsteigen am Oppspring steht man bei Wind und Wetter im Freien. Die Haltestelle dort hat kein Wartehäuschen und ist nicht barrierefrei.“ Helga Matz (74)
„Ich komme aus Broich und fahre jeden Tag mit dem Bus zur Arbeit nach Essen-Bredeney. Jetzt weiß ich nicht, wie ich da künftig noch hinkommen soll. Wie mir geht es vielen, die mit mir morgens hier im Bus sitzen. Warum soll die 151 nicht mehr fahren? Der Bus ist morgens um 6 oder 7 Uhr immer voll.“ Monika Senftleben
„Ich fahre oft nach Duisburg und Essen. Wenn ich aber zum Hauptbahnhof will, soll ich in Zukunft ja sogar zweimal umsteigen.“
Ingeborg Bartz (67)
„Es kommen sehr viele Auswärtige, die mit dem Bus zur Ruhr wollen. Wie soll man denen künftig erklären, wie sie hierhin kommen sollen?“ Dieter Bauer (77)
„Ich wohne kurz vor der Ruhrtalbrücke. Ich erledige alles mit dem Bus. Wie soll ich das künftig machen? Ein Taxi aus der Innenstadt kostet 25 Euro.“
Hans-Herrmann Hebestadt (68)
„Kann es sich die Innenstadt erlauben, weitere Kunden zu verlieren?“
Margret Draeger (73)