Mülheim. .

„Wo Sonne ist, da ist auch Schatten“ – mit dieser Feststellung präsentierte ÖPNV-Gutachter Jean-Marc Stuhm vom „Büro StadtVerkehr“ aus Hilden nun ein Liniennetz samt Betriebs- und Taktzeiten für Bus und Bahn, das er und sein Team bei politischer Sparvorgabe entworfen haben. Ob das Konzept nun mehr Sonne oder mehr Schatten für Mülheims Nahverkehrsangebot bringen könnte, muss die weitere Debatte, die ausdrücklich auch noch mal mit Bürgern geführt werden soll, zeigen.

Auf ein Straßenbahn-Liniennetz hatte sich die Politik bereits im Herbst festgelegt. So soll die 110 entfallen, ebenso der Flughafen-Ast der 104 (wenn das Veto der Bezirksregierung sich noch auflösen lässt). Die 104 soll künftig über die Wertgasse hinaus auf altem 110er-Weg zum Hauptfriedhof fahren. Die 112 soll über den Kaiserplatz hinaus zum Friedhof rollen. Perspektivisch sollen, wenn größere Bahnen gekauft sind, die Takte der 102 und 104 ausgedünnt werden.

Der aktuelle Vorschlag der Gutachter für das zukünftige Mülheimer Liniennetz.
Der aktuelle Vorschlag der Gutachter für das zukünftige Mülheimer Liniennetz. © Denise Ohms

Nun präsentierte das Gutachterbüro seine Vorstellungen zum Busnetz auch öffentlich. Im Vergleich zur WAZ-Berichterstattung vom 19. Februar hat sich nicht sehr viel verändert. Wesentlich anders: Raadt soll doch eine direkte Busverbindung zur Stadtmitte bekommen (über Tilsiter Straße, Fischenbeck, Rumbachtal); jene neu konzipierte Linie 130 soll über den Hauptbahnhof hinaus zur Friesenstraße in Styrum fahren.

Ickten, Menden und Mintard verlieren, geht es nach den Gutachtern, hingegen ihre direkte Verbindung zur City. Die 134 von Mintard soll künftig über Saarn, Broich und Speldorf den Hafen ansteuern. Die Linie 151, die Ickten und Menden entlang der Ruhr mit der Innenstadt verbindet, soll nicht mehr verkehren. Bürger aus den zwei betroffenen südöstlichen Stadtteilen sollen über die neue geführte Linie 753 (Selbeck - Saarn - Oppspring - Müller-Menden - Kettwig) an die Straßenbahnen 104 und 112 angebunden sein, müssten also einmal umsteigen auf dem Weg zur Stadtmitte. Eine Linie von Styrum zum Hafen, wie im Februar offenbar noch Thema, wird’s nicht geben, nur eine Linie vom Hauptbahnhof zum Nordhafen. Und noch ein Detail: Nur noch ein Taxibus soll auf Anforderung die Strecke zwischen Heißen-Kirche und Buggenbeck/Kattowitzer Straße bedienen.

Takt- und Betriebszeiten, so das Ziel der Gutachter, sollen einheitlicher werden. Manchmal soll der Takt entsprechend der Nachfrage verdichtet (129, 133), mal aus ausgedünnt werden (138). In der Summe soll die MVG gut 130 000 Buskilometer im Jahr mehr fahren. Demgegenüber steht eine Reduzierung von fast 400 000 Straßenbahnkilometern. Im Ergebnis soll das politische Einsparziel von jährlich 2 Mio. Euro stehen.