Mülheim. . Aufgrund fehlender Großprojekte droht den Beschäftigten bei Salzgitter Mannesmann Grobblech (SMGB) ab Mitte Mai Kurzarbeit. Laut Volker Becker-Nühlen, Ortsbevollmächtigter der IG Metall, könnte nach derzeitigem Stand der Auftragsbücher diese Unterbeschäftigung sogar bis zum Ende des Jahres anhalten.
Die wirtschaftliche Situation in der heimischen Eisen- und Stahlindustrie spitzt sich zu: Wie vor Monaten befürchtet, muss nun ein Großunternehmen nach dem anderen mit Kurzarbeit über die Runden kommen.
Ab Mitte Mai steht auch Salzgitter Mannesmann Grobblech (SMGB) Kurzarbeit ins Haus, wenn sich nicht wesentlich etwas im Auftragseingang tut. „Insgesamt ist eine sehr unbefriedigende Situation festzustellen“, sagt Volker Becker-Nühlen, Ortsbevollmächtigter der IG Metall. Er befürchtet, dass nach derzeitigem Stand in den Auftragsbüchern sowohl bei SMGB als auch bei Europipe und Vallourec & Mannesmann Unterbeschäftigung gar bis zum Ende dieses Jahres droht.
Betriebsbedingte Kündigungen bisher kein Thema
„Höchst problematisch“ sei derweil die Lage im Eisenguss der Friedrich-Wilhelms-Hütte. Dort wird bereits seit Jahresbeginn Kurzarbeit gefahren. Die Auftragslage soll weiter so mau sein, dass die Geschäftsführung laut IG Metall „in alle Richtungen denkt“, wie Kosten zu senken sind. „Vom Einkauf von Gummiringen bis hin zu den Tarifverträgen wollen sie sich alles angucken“, so Becker-Nühlen, der betont, dass betriebsbedingte Kündigungen bisher aber kein Thema seien.
Für Europipe und SMGB nahm am Freitag der Konzernsprecher der Salzgitter AG Stellung. In Rücksprache mit Wolfgang Eging, dem Vorstand bei den Salzgitter Mannesmannröhren Werken, sagte Bernhard Kleinermann: „Es gibt nichts zu beschönigen.“ Großrohr-Produzent Europipe sei seit April in Kurzarbeit, das Blechwalzwerk von SMGB werde „aller Voraussicht nach Mitte Mai in eine ähnliche Situation kommen“.
Umfassende Kurzarbeit wegen fehlender nennenswerter Projekte
Bei Europipe hat sich die Beschäftigungssituation laut Kleinermann Anfang April schlagartig verschärft. Zu jenem Zeitpunkt sei der Großauftrag für das australische Offshore-Projekt Ichthys abgewickelt worden. Für eine 889 km lange Offshore-Leitung, durch die Erdgas von der Förderstelle nach Darwin fließen soll, um von dort in verflüssigter Form weiter nach Japan zu gelangen, hatte Europipe den größten Auftrag erhalten.
Nun hat das Unternehmen keine weiteren nennenswerten Projekte im Auftragsbestand, die Kurzarbeit ist dementsprechend umfassend. Konzernsprecher Kleinermann drückt die Hoffnung aus, dass sich noch größere wie kleinere Projekte an Land ziehen lassen, damit wieder unter Volllast produziert werden kann. Doch bei „Southstream“ (Gas-Pipeline von Russland nach Italien) und „Nabucco“ (Pipeline von der Türkei nach Österreich) habe sich die Auftragsvergabe verzögert. Europipe ist aber zuversichtlich, dass man bei der Vergabe gute Chancen hat. Kleinermann: „Wir sind nach wie vor in der Qualität Weltmarktführer.“