Mülheim. .

Zurzeit, so schätzt die IG Metall, sind in der Mülheimer Stahl-, Metall- und Elektroindustrie rund 400 bis 450 Leiharbeitnehmer beschäftigt. Auf deren prekäre Situation, auch auf die von Beschäftigten mit befristeten Arbeitsverträgen und jungen Menschen mit unsicherer Jobperspektive, will die Gewerkschaft heute aufmerksam machen. Von 11 bis 14 Uhr will sie die Debatte um die zukünftige Arbeitswelt auf dem Kurt-Schumacher-Platz vor dem Forum in die Öffentlichkeit tragen. Anlass ist der Welttag für menschenwürdige Arbeit am Sonntag.

Schleichender Abbau der Stammbelegschaft

Erst dieser Tage hatte die Landesorganisation der IG Metall Ergebnisse einer Umfrage unter 1166 Betriebsratsvorsitzenden in NRW veröffentlicht, nach denen in 28 % der befragten Betriebe Stammarbeitskräfte durch Leiharbeitnehmer oder gar Werkverträge ersetzt werden. Der schleichende Abbau von Stammbelegschaften ist der IG Metall seit langem ein Dorn im Auge, weil damit der Bereich unsicherer Beschäftigung wächst. Zwar hat die Gewerkschaft in vergangenen Tarifrunden sowohl für die Eisen- und Stahl- als auch die Metall- und Elek­troindustrie einige Verbesserungen mit dem Ziel der Gleichbehandlung von Leiharbeitern, auch für eine unbefristete Übernahme von Auszubildenden erreichen können. Das gelang ebenso über betriebliche Vereinbarungen.

Das unliebsame Phänomen der Leiharbeit selbst aber ist geblieben. Gar größer geworden, wie IGM-Ortsbevollmächtigter Volker Becker-Nühlen weiß: Die Zahl der Leiharbeitnehmer liege heute bundesweit gar um über eine Million Menschen höher als im Wirtschaftsboomjahr 2008.

Leiharbeiter profitieren nicht von Kurzarbeit

Die Zahl derer wird größer, die sich aufgrund prekärer Beschäftigungssituation mit der Unsicherheit arrangieren müssen, bei schlechter werdender Auftragslage unverzüglich auf die Straße gesetzt zu werden. So wie es in der Wirtschaftskrise zuletzt in Mülheim hundertfach geschehen ist. Von der Kurzarbeit-Regelung, die seinerzeit Stammarbeitsplätze sichern geholfen hat, profitieren Leiharbeiter nicht. Sie leben in der Ungewissheit, ob sie morgen noch das Geld haben, um sich zumindest den Lebensstandard von heute noch leisten zu können.

Sind Sie als Leiharbeitnehmer oder befristet beschäftigt? Schreiben Sie uns, was das für Ihren Lebensalltag bedeutet: redaktion.muelheim@waz.de