Mülheim. Am „Tag des Ausbildungsplatzes besuchte der Bürgermeister und die Arbeitsagentur das Restaurant „Ratskeller“. Ein Betrieb, der ausbildet und um die schlechte Situation in der Gastronomie weiß. Nachwuchs händeringend gesucht.

„Wir müssen gezielt um Nachwuchskräfte werben, sonst haben wir ein Problem“, betont Christiane Fern, Vorsitzende der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Oberhausen. Am Mittwoch war der „Tag des Ausbildungsplatzes“, eine Initiative, die Arbeitgeber dazu ermuntern soll, in ihren Betrieben auszubilden und Jugendlichen eine Chance zu geben, die vielleicht keine Top-Qualifikation vorweisen können.

Genauso einen Betrieb besuchte Christiane Fern zusammen mit Bürgermeister Markus Püll: Jörg Thon führt mit seiner Frau das Restaurant „Ratskeller“ und bildet seit 20 Jahren regelmäßig aus. Er weiß um die schlechte Situation in der Gastronomie: „Mittlerweile kommen auf ein Jahr vielleicht fünf Bewerber – die Arbeitszeiten und die im Vergleich schlechte Vergütung in der Branche schreckt viele ab.“

20% der Bewerber auf einen Ausbildungsplatz in Mülheim haben laut Agentur für Arbeit einen Hauptschulabschluss (37% Realschulabschluss, 19% Fachhochschulabschluss, 23% Abitur und 1% keinen Abschluss) – genau die Bewerbergruppe, die Jörg Thon in seinem Restaurant vorrangig ausbildet. „Die anderen Absolventen werden von Betrieben abgegrast, die mehr zahlen und angenehmere Arbeitszeiten bieten“, so Thon. Eines sei aber klar: „Ein Abiturient muss kein guter Koch werden“. Zwei Auszubildende hat der Geschäftsführer zur Zeit, einer davon ist Jörn Gurowski.

Mülheim hat noch eine gute Ausbildungssituation

Der Jungkoch ist im dritten Lehrjahr und hat in der Ausbildung zum Koch seinen Traumjob gefunden. Eine angefangene Serviceausbildung sagte ihm überhaupt nicht zu. „Die Massenabfertigung in der Großküche ist nichts für mich“. Die harten Arbeitszeiten in einem Restaurant hätte er dafür gerne in Kauf genommen. Was dem Lehrling auffällt: „Vielen jungen Menschen fehlt es an einfachen Werten. Pünktlichkeit, Teamgeist...“ Dinge, die Schulnoten nicht zwangsläufig ausdrücken. Ein Praktikum, rät Markus Püll, sei oftmals ein guter Einstieg ins Berufsleben.

Mülheim hätte, im Vergleich zu anderen Städten im Ruhrgebiet, noch eine gute Ausbildungssituation, erklärt Christiane Fern. „Wir haben hier viele mittelständische Unternehmen, die ausbilden“, so Markus Püll. Bis zum März 2013 gibt es nach einer Statistik der Arbeitsagentur, 813 Stellen – 42 mehr als noch im März 2012. Unbesetzte Stellen gibt es aktuell 505 (März ‘12: 520). Die Bewerberzahlen haben sich latent verringert: Aktuell 882 (März ‘12: 887), von denen 357 einen Platz bekommen konnten – 525 Bewerber, die bis zum 30. September ‘12 also leer ausgegangen sind.