Duisburg. .

Schleifen als prüfungsrelevanter Teil der Ausbildung – geht es hier etwa um Metall- oder Maschinenbau? Hier, zwischen Brötchen, Plunder und Praline? „Nein, diese Schleifen“, sagt Anja Dobbelstein und zeichnet mit den Fingern zwei Schlaufen in die Luft. Ach so, diese Schleifen, um die kleinen Köstlichkeiten einzupacken. Ja, auch die muss man beherrschen, wenn man die Prüfung zur Konditoreifachverkäuferin oder zum Konditoreifachverkäufer bestehen möchte. Der Familienbetrieb Dobbelstein bietet am Sonnenwall in der Stadtmitte noch einen Ausbildungsplatz an.

Muss man hier politisch korrekt sein und Femininum wie auch Maskulinum verwenden? Schließlich ist weit und breit kein Mann hinter den Theken zu sehen, ausschließlich weiß beschürzte Frauen. „Theoretisch können das selbstverständlich auch Männer machen“, betont Inhaberin Anja Dobbelstein. Seit 2004 führt sie den Betrieb, nur ein männlicher Bewerber ist ihr seitdem begegnet. „Es ist die ganz große Ausnahme, aber es ist möglich.“

Grundrechenarten werden vorausgesetzt

Ob männlich oder weiblich – rechnen sowie freundlich und geradeaus mit den Kunden reden, das sollten die Bewerber schon können. „Bei der Mathematik brauchen wir die Grundrechenarten, was leider nur noch selten funktioniert“, erzählt Anja Dobbelstein. „Wenn ein leichter Dreisatz kommt, machen viele schon große Augen.“ „Befriedigend“ sollte deshalb auf dem Zeugnis der Hauptschule in den Fächern Mathe und Deutsch stehen, Realschüler können auch ein „Ausreichend“ mitbringen. „Die Fachkunde gibt es dann hier, und wenn es um Wirtschaft geht, helfen wir auch gerne, aber ein bisschen Grundwissen müssen sie von der Schule mitbringen.“

In der Ausbildung lernen die angehenden Konditoreifachverkäuferinnen den Verkauf kennen, helfen in der Ausgabe und gehen in den Service – „da werden sie durch das Trinkgeld motiviert“, sagt Anja Dobbelstein lachend. „Es ist ein schöner Beruf, und er ist vielseitig.“ Die erste Hürde ist das Brötchen: Schon am ersten Tag können sich die Azubis im Verkauf schnell in den Alltag der Konditorei Dobbelstein integrieren. Später geht es dann zum Beispiel zu den Torten. „Da fragen die Kunden dann natürlich öfter, was drin ist und wie es schmeckt“, erzählt die Inhaberin.

Auf Vorlieben wird Rücksicht genommen

Wie es schmeckt? Um das selbst herauszufinden, gibt es nur eine Möglichkeit. Die Konditorei nimmt oft neue Pralinen ins Angebot auf. „Da muss man dann probieren“, erklärt Anja Dobbelstein. Wer die Figur über den Genuss stellt, ziert sich gerne mal, doch in einer Konditorei muss man da durch. „Aber wenn jemand zum Beispiel kein Marzipan mag, nehme ich schon Rücksicht.“

Das gilt auch für die Vorlieben in den Bereichen des Betriebs. Wem der Service nicht so liegt, kann sich in einem anderen Bereich mehr engagieren. Was Inhaberin Anja Dobbelstein am liebsten macht? Hinter der Pralinentheke stehen, über neue Kreationen nachdenken und – tatsächlich: „Schleifchen binden!“

Lehrstelle gesucht

Die Suche nach einer geeigneten Lehrstelle hat Adil Unterhollenberg flexibel gemacht: „Für mich kommt vieles in Frage, eigentlich alles in Sachen Ernährung und Sport“, sagt der 17-Jährige. Er selbst geht boxen, verbringt seine Freizeit gerne auch im Fitness-Studio. „Sport ist mein Hobby. Und die richtige Ernährung ist dabei auch wichtig.“

Mit einem Abschluss beendete Unterhollenberg die Hauptschule. Erste Arbeitserfahrungen konnte der Hochfelder bislang im Hotel- und Gastronomiegewerbe sammeln. Auf der Liste seiner Praktika stehen hochkarätige Namen: „Ich habe drei Wochen lang ein Praktikum im Landhaus Milser gemacht, ein weiteres im Hilton-Hotel in Düsseldorf“, erzählt der 17-Jährige. „Dort habe ich unter anderem in der Küche gearbeitet, das hat mir Spaß gemacht.“

Eine Ausbildungsstelle hat Adil Unterhollenberg bislang nicht gefunden. Fast 20 der Betriebe, bei denen er sich beworben hat, hätten nicht einmal geantwortet. „Das war enttäuschend, aber so schnell gebe ich nicht auf.“ Sein Traumberuf: „Biologielaborant. Das war schon eins meiner Lieblingsfächer.“