Mülheim.

Er ist kein Mann der großen Worte. Er tönt nicht, er bleibt stets sachlich, besonnen, freundlich und zurücknehmend: Still und ohne für sich noch mal die große Bühne zu beanspruchen, hat Planungsamtsleiter Martin Harter heute offiziell seinen letzten Arbeitstag im Technischen Rathaus.

Seine Blitzkarriere hievt den erst 42-Jährigen am 2. April in die Verwaltungsspitze der Stadt Gladbeck. Dort ist Harter nach nicht ganz sechsjährigem Wirken in Mülheim zum Technischen Beigeordneten gewählt. 42 Jahre – und schon ganz oben in der kommunalen Beamtenlaufbahn. Harter schmunzelt. „Ich hatte gar keine entsprechende Karriereplanung. Es ging immer geradeaus, aber“, beteuert der zweifache Familienvater mit Haus im grünen Dortmund-Benninghofen, „es war nie so geplant.

"Es war eine Herausforderung"

Harter, gebürtig aus dem Schwarzwald, hat in Dortmund studiert, startete danach zunächst als städtebaulicher Referent bei der Stadt Essen und kam am 1. Juli 2007 von Krefeld, wo er bis dato Abteilungsleiter für Städtebau und Bauleitplanung war, nach Mülheim. Er übernahm das Planungsamt, später kam die Bauaufsicht dazu, als jenes Amt aufgelöst wurde.

„Es war eine Herausforderung, ein ganzes Amt zu übernehmen“, sagt Harter im Rückblick. Mit dem ersten Tag als Amtsleiter sei ihm mehr Personalverantwortung, mehr strategisches Denken abverlangt worden. Harter dachte strategisch. Er verankerte mit den Arbeitsbereichen Stadtgestaltung und städtebauliche Entwurfsplanung etwas in seinem Amt, das es bis dato, bemerkenswert, nicht gegeben hatte.

"Mülheims Bürger engagieren sich sehr stark"

Harter ist fachlich wie menschlich hoch geschätzt, sowohl im Rathaus als auch in der Politik. Von Bürgern gab’s mitunter reichlich Gegenwind. Der 6. Mai 2010 war so ein Tag, Bürgerversammlung in Menden zum Bebauungsplan auf grüner Wiese an der Bergerstraße. Kritik empörter Bürger zielte auch unter die Gürtellinie, obwohl Harter immer wieder betonte: Das Verfahren ist offen. Alle Belange werden geprüft. Harter darf man glauben, dass dies für ihn keine Floskel ist. In Menden jedenfalls wurde nicht gebaut.

„Es war eine heiße Nummer“, sagt Harter heute. Heißer noch sei es hergegangen bei der ersten Bürgerversammlung zu den Bauplänen an der Tilsiter Straße. „Es ist klar, dass das Thema Stadtentwicklung Emotionen hervorruft“, sagt der 42-Jährige. Er nimmt’s selbst jenen Bürgern nicht krumm, die ihm gegenüber beleidigend geworden sind. „Mülheims Bürger engagieren sich sehr stark, das führt auch zum Meckern, ja. Aber es zeigt, die Stadtgesellschaft interessiert sich für ihre Stadt, das ist zu loben.“

Ähnliche Herausforderungen

Als die Grundlagen für Ruhrbania gelegt wurden, war Harter noch nicht in der Stadt. Rückblickend auf seine Zeit hebt er zwei Dinge hervor, die seine Handschrift tragen. Einmal hat er sich dafür eingesetzt, dass es für die Entwicklung des Hochschulstandortes ein Workshop-Verfahren gab, zum anderen hat Harter sich maßgeblich dafür eingesetzt, auf den Ruhrbania-Baufeldern 3 und 4 von einer Blockbebauung abzusehen, um auf parzelliertem Grund die Idee von Stadthäusern Wirklichkeit werden zu lassen. „Für die Stadtentwicklung sei das „viel verträglicher und Abhängigkeiten werden reduziert“.

Jetzt Gladbeck. Harter hätte gerne einiges in Mülheim noch zu Ende geführt: die Neugestaltung des Rathausmarktes mit Anschluss an den Radweg auf der alten Bahntrasse, den Hochschulbau, die Neuansiedlung des Max-Planck-Institutes für chemische Energiekonversion, die Zukunft am Kaufhof-Standort.

Doch am 2. April ist sein erster Diensttag in Gladbeck. Da gibt es ähnliche und andere Herausforderungen.