Mülheim. .

Im Juli noch Vorletzte, ab August schon deutlich besser – auf dieses vereinfachte Fazit kann man die Zahl der Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren (U3) bringen.

Die jüngst von der Landesregierung veröffentlichten Zahlen bescheinigten Mülheim eine Versorgungsquote von 20,9 %. Die bezog sich jedoch auf das Kindergartenjahr 2011/12 – und das endete gestern. Für das am heutigen 1. August beginnende Kindergartenjahr 2012/13 vermeldet das Amt für Kinder, Jugend und Schule eine U3-Platz-Quote von 31,5 %. Dies liegt immer noch unter den vom Landesministerium geforderten 39 %, ist aber eine deutliche Verbesserung.

Insgesamt fehlen 281 Plätze

Die Zahlen kennt Lydia Schallwig aus dem Effeff, denn die stellvertretende Leiterin des Jugendamtes weiß, wo der Schuh drückt. Genau 4592 Betreuungsplätze gibt es für Kinder bis sechs Jahren in Mülheimer Kindertageseinrichtungen, hinzu kommen 254 Betreuungsplätze, die im Rahmen der Kindertagespflege angeboten werden, also etwa in Kindertagespflege-Nestern oder in der Einzelbetreuung.

Davon sind 825 Plätze für eine U3-Betreuung ausgerichtet, 588 in Kitas und 237 in der Kindertagespflege. „Das sind 127 Plätze zu wenig“, sagt Lydia Schallwig. Und was fehlt, gibt es schlichtweg nicht. Denn anders als bei der Betreuung von Kindern, die älter als drei Jahre sind, kann bei den ganz Kleinen nichts durch Überbelegung aufgefangen werden. Konkret bedeutet das, dass pro Einrichtung 10 % mehr über Dreijährige aufgenommen werden dürfen als vorgesehen.

Am schlimmsten ist die Situation in der Innenstadt

Bei 20 Plätzen entspricht das einer Überbelegung von zwei Ü3-Kindern. Insgesamt fehlen aktuell 154 Ü3-Plätze, macht zusammen mit U3 genau 281 Fehlplätze.

Am gravierendsten ist die Situation in der Innenstadt, wo in diesem Kiga-Jahr genau 189 Kinder – U3 wie Ü3 – unversorgt sind. „Das kann man ausrechnen“, so Lydia Schallwig, „das entspricht drei Kindergärten.“ Aktuell geplant ist der dortige Neubau von zwei Einrichtungen, auch sie werden also den Bedarf nicht decken können.

Die schwierige Situation ist bei den Eltern angekommen und lässt einige sehr früh handeln. Lydia Schallwig weiß von Fällen, in denen Schwangere in Einrichtungen kamen, um ihr ungeborenes Kind anzumelden. Die stellvertretende Amtsleiterin kann „die Sorge, die die Mütter umtreibt“ und den Wunsch, teils auch die Notwendigkeit, schnell wieder in den Beruf einzusteigen, verstehen. Dennoch: „Das Kind muss erst zur Welt gebracht werden, bevor es im Kindergarten angemeldet werden kann.“ Grundsätzlich sei es auch „nicht so, dass ein früher Anmeldetermin hilft“.

In dringenden Fällen auf andere Stadteile ausweichen

Lydia Schallwig rät auch davon ab, sein Kind einfach bei allen möglichen Einrichtungen im Stadtgebiet anmelden: „Grundsätzlich ist die wohnortnahe Versorgung für die Familien am günstigsten.“ Soll heißen: Wenn ein Heißener Kind in Heißen in die Kita geht, wohnen auch die Spielkameraden in der Nähe und die Eltern müssen nicht so lange fahren. Das ist letztlich auch das Ziel in der Stadt.

Eine Anmeldung in einem anderen Stadtteil, räumt Lydia Schallwig ein, könne für Eltern Sinn machen, die dringend einen Betreuungsplatz benötigen. In diesen Fällen rät sie, sich an die Servicestelle für Betreuungsangelegenheiten zu wenden. „Die Mitarbeiter haben einen Überblick, in welchen Kitas es noch freie Plätze gibt“, sagt Lydia Schallwig. Die Fachleute können auch Kontakt zu Einrichtungen der Kindertagespflege herstellen und über diese Möglichkeit der Betreuung informieren.