Mülheim. Der Zweite Krippengipfel verspricht den Kommunen Hilfe, um die Versorgungslücke zu schließen. Doch das Jugendamt Mülheim erwartet keinerlei Verbesserung. Weiterhin fehlen 127 U3-Plätze.

Die Zeit wird knapp für die Kommunen bis zum 1. August 2013 die geforderte U3-Betreuungsquote von 39 Prozent einzuhalten – auch für Mülheim. Hier fehlen noch 127 U3-Plätze. Hilfe versprach der Zweite Krippengipfel mit Vertretern von Kommunen, Kita-Trägern und Familienministerium.

Doch was NRW-Familienministerin Ute Schäfer am Donnerstagabend in Düsseldorf als Ergebnis präsentierte, scheint zumindest Mülheim nicht zu helfen: „Die Vorschläge kollidieren mit dem, was machbar und verantwortbar ist“, kommentiert Bernd Rose vom Jugendamt die Ergebnisse des Krippengipfels.

Hohe Belastung für Erzieher

Die Empfehlungen der Familienministerin beinhalten eine Aufstockung der reinen U3-Gruppen von zehn auf 15 Kinder. Gleichzeitig soll die Zahl der Erzieher erhöht werden. „Trotz Personalaufstockung wäre die Belastung bei 15 Kindern für die Erzieher zu groß“, sagt Rose. Auch die nötigen räumlichen Veränderungen seien kurzfristig nicht möglich.

„Sie können nicht einfach fünf Wickeltische mehr in den Raum stellen“. Unter größeren Gruppen leide zudem die Qualität der Betreuung. „Ich denke nicht, dass die freien Träger zu diesen qualitativen Abstrichen bereit sind“, vermutet Rose.

Auch die Lockerung der Richtgröße für die Außenfläche lohne sich für Mülheims Kitas nicht. Bisher sollen jedem U3-Kind 30 Quadratmeter Außenfläche zur Verfügung stehen. Nun müssen zwölf Quadratmeter pro Kind reichen. „Das lohnt sich nur für Kitas, die erst noch in Planung sind und nun auch auf kleineren und günstigeren Grundstücken gebaut werden können“, sagt Rose.

Für die beiden zusätzlichen Kitas, die in der Innenstadt gebaut werden, komme diese Lockerung zu spät. Die Planungen für die Neubauten seien bereits abgeschlossen. Insgesamt sieht das Jugendamt bislang keinerlei Hilfe für den schlappenden U3-Ausbau durch die Ergebnisse des Zweiten Krippengipfels.

Spielraum bei gemischten Gruppen

Unabhängig von den beschlossenen Lockerungen sei bereits eine zeitweise Erhöhung der U3-Plätze in gemischten Gruppen möglich. Für solche Gruppen gilt derzeit in Mülheim der Richtwert, dass von insgesamt 20 Kindern vier Kinder unter drei Jahre alt und 16 Kinder Ü3 sind. In einigen Kitas bestehe noch Spielraum bei der Verteilung. So könnten bis zu sechs U3-Kinder in solchen Gruppen kommen und dafür nur 14 Ü3-Kinder.

„Wir haben dann noch die Möglichkeit, die Gesamtzahl der Kinder in solchen Gruppen temporär für ein Kindergartenjahr zu erhöhen“, sagt Rose. In einer gemischten Gruppe könnten dann insgesamt 22 Kinder betreut werden, ein zusätzliches unter drei Jahre und ein Ü3-Kind mehr.

Ob das ausreicht, um bis zum 1. August 2013 die geforderten 942 U3-Plätze anbieten zu können, kann das Jugendamt nicht garantieren: „Ich bin frohen Mutes, dass wir mit den beiden neuen Einrichtungen in der Innenstadt im Laufe des Kitajahres 2013/2014 die fehlenden Plätze mit temporärer Überbelegung ausgleichen können, spätestens aber bis August 2014“, so Rose.