Mülheim.

Fast wirkt der Präsident ergriffener als die Absolventen: Prof. Dr. Eberhard Menzel überreichte nun drei Maschinenbauern ihre Zeugnisse. Die jungen Männer sind die ersten, die in Mülheim ihren Bachelor-Abschluss an der Hochschule Ruhr West (HRW) machten. „Ein erhebender Moment“ war dies für Menzel: „Das ist das, worauf wir hingearbeitet haben.“

Langsam kehrt der Alltag an der stetig wachsenden Hochschule ein. Mit der Zeit wird aber das verloren gehen, was Sascha Barde, Niklas Häuser und Mike Grossek besonders an ihrer Studienzeit schätzten: das Familiäre.

Start mit 45 Studierenden

Sie gehörten zu den Pionieren: 45 Studenten nahmen 2009 in Mülheim ihr Maschinenbaustudium auf. Unpersönliche Vorlesungen gab es nicht, stattdessen wurde fast auf Schulklassenniveau gelernt. „Jeder kannte jeden. Jeder Professor kannte einen mit Namen“, sagt Niklas Häuser. Die Motivation auf allen Seiten war groß, die Betreuung individuell und nah. Davon, sind die Bachelor-Absolventen überzeugt, haben sie profitiert.

Klagen über die Hochschule im Aufbau, über Seminare in einem provisorischen Containerbau hört man von keinem von ihnen – im Gegenteil: „Ich fand das gut“, sagt Sascha Barde, „sonst ist alles supergroß. Wir hatten unsere eigene Etage im Salzgitter-Gebäude. Jeder hatte seinen Stammplatz.“

Aus vier Professoren wurden 55

Der Gelsenkirchener Sascha Barde (24) und der Herner Mike Grossek (29) waren „Werksstudenten“. Neben ihrem Studium waren sie bei Dekra beschäftigt und werden dort künftig Vollzeit arbeiten. Niklas Häuser (23) möchte nun auch seinen Master machen. Diesmal will der Mülheimer jedoch seine Heimatstadt verlassen und auswärts studieren. Wo, weiß er noch nicht: „Ich bin in der Bewerbungsphase.“ Im Neubau an der Duisburger Straße, der gerade errichtet wird, wird also auch er nicht mehr lernen.

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Mit vier Professoren hat die HRW 2009 begonnen; an beiden Standorten in Mülheim und Bottrop waren 78 Studenten in insgesamt zwei Studiengängen eingeschrieben. Inzwischen sind es 1845 Studenten, 55 Professoren und 14 Studiengänge. Ist die Hochschule komplett aufgebaut, werden es rund 4500 Studierende und circa 100 Professoren sein. Angesichts dieser Zahlen ist Eberhard Menzel überzeugt: „Das Familiäre wird verloren gehen, da führt kein Weg dran vorbei.“ Bald sollen nicht mehr drei, sondern 1500 Studierende jährlich ihren Bachelor-Abschluss machen.

36.000 Unterschriften

Bis dahin, räumt der HRW-Präsident ein, „müssen wir noch an unseren Prozessen arbeiten“. Denn da Menzel aktuell auch Leiter des Prüfungsamts ist, musste er pro Absolvent 24 Unterschriften leisten. Bei der Premiere, sagt Eberhard Menzel, „hat es Spaß gemacht, die Urkunden und Zeugnisse zu unterschreiben“. In Zukunft wäre bei 36.000 Unterschriften der Spaß aber wohl vorbei . . .