Eigentlich liegt die Hochschule Ruhr West in diesen Tagen verlassen da. Es ist vorlesungsfreie Zeit. Am Donnerstag aber rauschte eine große Gruppe über den Containercampus: NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze schaute sich um, sprach mit HRW-Vertretern und der Presse. Beweggrund ihres Besuches: der doppelte Abiturjahrgang.

Sie befinden sich auf einer „Rundreise“. Worum geht es dabei?

Svenja Schulze: Ich besuche schon seit anderthalb Jahren verschiedene Hochschulen im ganzen Land und schaue mir den Stand der Vorbereitungen für den doppelten Abiturjahrgang vor Ort an. Wir brauchen 100 000 zusätzliche Plätze für Studienanfänger, und dafür bauen wir überall auf.

Welchen Eindruck haben Sie vom Fachhochschulstandort Mülheim?

Es freut mich zu sehen, wie schnell es hier wächst. Dies hilft uns sehr, für den doppelten Abi-Jahrgang ausreichend Studienplätze bereit zu stellen, auch auf qualitativ hochwertigem Niveau. Hier läuft es sehr gut, pfiffig und kreativ.

Wenn Sie aber das ganze Land betrachten: Sind Sie nicht in Sorge, wie man die Studierwilligen alle versorgen soll?

Nein. Ich bin beeindruckt, dass die Vorbereitungen so gut laufen. Das beruhigt mich sehr, und wir müssen den Hochschulen großen Dank aussprechen. Jetzt werden Sie vermutlich einwenden: „Aber es gibt doch den NC!“...

Sie sagen es...

Aber der NC, die Zulassungsbeschränkung, bedeutet zunächst nur: Wir müssen die jungen Leute verteilen über das ganze Land. Sicher wird nicht jeder sein Wunschfach an seinem Wunschort studieren können. Aber das war auch nicht anders, als ich früher studiert habe, 1988. Derzeit sind wir bei einem NC-Anteil von 40, 45 Prozent. Das war schon mal deutlich schlimmer. Ich erinnere an den Ausstieg aus der Wehrpflicht: Da haben wir allein in NRW auf einen Schlag 10 000 Leute mehr als geplant untergebracht. Und das ging relativ geräuschlos.

Was raten Sie also den nächsten Abiturienten?

Sie sollten sich auf keinen Fall vom NC abschrecken lassen. Es gibt Beispiele von Hochschulstandorten, wo trotzdem alle Bewerber genommen wurden.

Wie werden sich Fachhochschulen gegenüber den Unis behaupten?

Die FHs bieten sehr gute Lehre an und eine bessere Vermittlung in den Arbeitsmarkt. Sie müssten mehr Kapazitäten bekommen. Derzeit beträgt das Verhältnis 70 zu 30 zugunsten der Universitäten, ich möchte aber, dass wir 60/40 haben. Das wird noch eine lustige Auseinandersetzung.