Mülheim. Die Debatte über die Gleichstellung zwischen homosexuellen eingetragenen Partnerschaften und heterosexuellen Ehen bei den Themen Steuern und Adoptionsrecht ist auch in der Mülheimer CDU angekommen.

Die Diskussion in der Union wird immer heftiger: Steuern, Adoptionsrecht - nachdem die Parteiführung signalisiert hatte, hier über eine Gleichstellung zwischen homosexuellen eingetragenen Partnerschaften mit heterosexuellen Ehe nachzudenken, wird immer mehr Protest von der Parteibasis laut. Wie denkt die Mülheimer CDU über diese Frage?

Realismus ist das Wort, das am meisten fällt, wenn man mit Mülheimer Christdemokraten über diese Frage spricht. Freilich, bei den einen klingt das euphorisch, nach: „Endlich sind wir in der Wirklichkeit angekommen.“ Bei anderen verhaltener, eher wie: „Die gesellschaftliche Realität mag zwar so sein, aber ob das gut ist, ist eine andere Frage.“

Zu denjenigen, die die aktuelle Debatte mit positiven Erwartungen verfolgen gehört Manuel Hase. Er ist Kreisvorsitzender der Jungen Union - und bis vor kurzem stand er dem Landesverband Lesben und Schwulen in der Union (LSU) vor. „In den zurückliegenden Monaten hat sich die Union zwar in dieser Frage nicht immer mit Ruhm bekleckert, aber es haben doch viele Persönlichkeiten glaubwürdig gezeigt, dass sie für eine Reform plädieren.“ Hase nennt etwa die Gruppe von Unions-Abgeordneten - parteiintern „die wilde 13“ genannt - die beim letzten Bundesparteitag einen Antrag zur steuerlichen Gleichbehandlung gestellt und mit rund 30 Prozent Zustimmung einen Achtungserfolg erlangt hatten.

Unterstützung prominenter Unionspolitiker

Seither hätten sich immer mehr prominente Unionspolitiker auf die Seite der Reformer gestellt, gerade aus NRW. Hase nennt Generalsekretär Oliver Wittke oder die ehemalige Landtagspräsidentin Regina van Dinther, die sich sogar aus Solidarität in den LSU-Landesvorstand wählen ließ. „Ich bin optimistisch, dass am Ende eine Reform stehen wird.“

Rainer Hartmann, viele Jahre Fraktionsgeschäftsführer, immer noch im Rat, ausgewiesener Sozialpolitiker, gehört einer anderen Generation als der genau fünf Jahrzehnte jüngere 22-jährige Hase. Und so bekennt der stellvertretende Vorsitzende der Senioren-Union offen: „Es ist nicht so, dass man Luftsprünge macht angesichts dieser Diskussion. Von meiner Erziehung her und auch als praktizierender Katholik stehe ich zum klassischen Familienbild.“ Allerdings sagt auch er, dass man die Veränderungen in der Gesellschaft nicht ignorieren dürfe. Und wenn nun auch das Bundesverfassungsgericht eine Reform fordere, dürfe man sich dem nicht verschließen. „Und da bin ich eigentlich der Meinung: Wenn schon Reform, dann nicht viele kleine Schritte, sondern ein großer Wurf.“ Wichtig ist Hartmann allerdings, dass solche Reformen nichts am besonderen Schutz der klassischen Familie ändern.

Respekt vor gleichgeschlechtlichen Partnerschaften

„Beides muss sich ja auch nicht entsprechen“, davon ist Gerhard Bennertz, Vorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises überzeugt. Seiner Meinung nach sei es schon am besten, wenn Kinder in einer Familie mit Vater und Mutter aufwachsen würden, dass müsse aber nicht bedeuten, gleichgeschlechtlichen Partnerschaften den notwendigen Respekt zu versagen. „Ich kenne aus meinem Bekanntenkreis viele Menschen, die in solchen Verbindungen leben und weiß daher, von welcher besonderen Qualität diese Partnerschaften sind.“

Für den evangelischen Pfarrer im Ruhestand steht das auch nicht im Gegensatz zum „C“ im Parteinamen. „Im Gegenteil. Gerade vom ‘C’ aus muss die Frage gestellt werden: Was ist für den Menschen sinnvoll? Es muss immer um den Menschen gehen, nicht um Dogmen.“ Am wichtigsten für die Partei sei nun: „Wir müssen miteinander reden. Wir brauchen keine Schnellschüsse, sondern müssen uns ruhig miteinander auseinandersetzen.“