Mülheim. . Klimastadt Mülheim – hinter dem Titel verbirgt sich aus Sicht der Grünen momentan mehr Schein als Sein. „Wenn man sich so etwas zum Ziel setzt, muss es ernsthaft verfolgt werden und sich konkret in der Alltagspolitik niederschlagen“, sagt Fraktionschef Tim Giesbert im Gespräch mit der WAZ-Gruppe.

Allein die jüngsten Bebauungspläne an der Tilsiter Straße oder am Schlippenweg zeigten, dass Projekte verfolgt würden, die einer klimafreundlichen Stadt zuwider liefen. Statt weiterhin freie Flächen zu versiegeln, fordern die Grünen ein Flächenrecycling. Auch dort, so Giesbert, ließe sich der Bedarf an weiteren attraktiven Wohnflächen realisieren.

Der Grüne denkt dabei unter anderem an das Lindgens-Areal. Den Appell, das Ziel ,Klimastadt’ ernst zu nehmen, richten die Grünen dabei auch an die SPD, mit der sie vor gut zwei Jahren ein umfangreiches Papier für mehr Umweltschutz in der Stadt erstellt haben. Auch das Flughafen-Areal hat für die Grünen eine Klima-Bedeutung. Deshalb müsse mit einer Versiegelung der Fläche sorgsam umgegangen werden – wenn denn die künftigen Pläne nach einem Flughafen-Ausstieg umgesetzt würden. An dem Ausstieg selbst zweifeln die Grünen keinen Moment mehr. „Das ist gegessen“, sagt Giesbert.

Kein Verständnis für Bemühungen um Flughafen-Erhalt

Mehr Einsatz wünschte er sich bei der Vermarktung des angrenzenden Büro- und Gewerbeparks. Eine Forderung, die inzwischen alle Fraktionen im Rat erheben. Für die Überlegungen von SPD und FDP, den Flughafen trotz aller Beschlüsse zu erhalten, haben die Grünen kein Verständnis, sie sehen darin eine Vergeudung politischer Energie.

Die würden sie lieber in den demografischen Wandel investieren: Wie können Quartiere entwickelt, aufgebaut, verändert werden, dass Jung und Alt dort leben können, dass man vor allem im Alter sich dort weiterhin zurecht findet und die nötige Unterstützung bekommt? Darum, so Giesbert, müsse es in einer der ältesten Städte des Landes gehen.

Grüne wollen wieder für Sekundarschulen werben

SWB und Mülheimer Wohnungsbau zeigten, dass es möglich ist. Auf der Heimaterde, im Dichterviertel – an vielen Stellen in der Stadt können sich die Grünen eine Quartiersentwicklung vorstellen, die dem demografischen Wandel gerecht wird – bis hin zu einer Nahversorgung ohne Auto. Die Grünen plädieren dafür, dass das Thema ,demografischer Wandel’ in der Stadt stärker dezernatsübergreifend behandelt wird.

Ein Punkt, den die Grünen in jeden Fall noch bis zur nächsten Kommunalwahl bearbeiten möchten, ist die Sekundarschule. Im Zuge der monatelangen Hauptschul-Debatte war dieses Thema weitgehend untergegangen. „Wir wollen die Idee ,Sekundarschule’ in die Bevölkerung tragen, ohne Druck auszuüben“, sagt Giesbert.