Mülheim. .
Die Gutachter für den Umbau des ÖPNV-Angebotes sehen auch im Busnetz ein Einsparpotenzial von jährlich 1,4 bis 2,3 Mio. Euro. Im Wirtschaftsausschuss präsentierte Gutachter Jean-Marc Stuhm nun erste Zwischenergebnisse für die Netzplanung – und gab eine Empfehlung ab für eine von drei Liniennetz-Varianten.
Straßenbahnnetz steht
Ende November hatte die Politik bereits festgelegt, wie das Straßenbahnnetz der Zukunft aussehen soll. Komplett eingestellt werden soll der Betrieb der Linie 110. Die Strecke über die Wertgasse hinaus bis zum Hauptfriedhof soll künftig die 104 bedienen. Der Flughafen-Ast soll dauerhaft stillgelegt bleiben. Darüber hinaus soll die 112 künftig über den Kaiserplatz hinaus ebenfalls den Hauptfriedhof ansteuern. Bei den Linien 102 und 104 sehen die Gutachter aufgrund relativ geringer Fahrgastzahlen (Erhebung Herbst 2012) die Möglichkeit, die Takte auszudünnen. Insgesamt ist aber das erklärte Ziel, verbleibende Straßenbahnen zu stärken: durch neue Bahnen, die Minimierung von Fahrtenausfällen und weniger Parallelverkehr von Bussen.
Darauf aufsetzend haben die Gutachter das Busnetz analysiert: Laut einer Fahrgastzählung im Herbst (bisher ohne Daten für die Linien 145 und 976) gibt es 18 Bushaltestellen im Stadtgebiet, an denen keine fünf Einsteiger pro Tag (beide Fahrtrichtungen) gezählt wurden. Die Haltestelle „Umschlag“ am Hafen blieb gar komplett verwaist. Für einige Linienabschnitte sehen die Gutachter überhaupt keine Rechtfertigung für den Einsatz von Bussen, weil die Nachfrage zu gering sei (siehe Text unten). Die Linien 124 und 133 wiederum seien so stark frequentiert, dass sie gar „straßenbahnwürdig“ seien. Sie gelte es zu stärken. Die Andienung von Styrum-West (nach Wegfall der 110), Raadt (nach Wegfall Flughafen-Ast) und der neuen Wohnbereiche rund um die alte Kaserne in Holthausen soll sich im künftigen Busnetz wiederfinden.
Mix der Linien-Funktionen
Die Gutachter schließen aus, dass ein Netz nur mit Stadtlinien (alle durch die Innenstadt) oder nur mit Quartierslinien (als Zubringer zur nächsten Straßenbahn) Sinn macht. Sie schlagen einen Mix der Linien-Funktionen vor. Dabei sollen drei Linien und fünf Abschnitte entfallen, ebenso einige Haltestellen. Vier Linien sollen im Verlauf unverändert bleiben. Welche, das ist noch unklar. Die Gutachter haben darauf verzichtet, ihre Ideen zu konkretisieren. Sie wollen erst den Feinschliff vornehmen.
Den ausgearbeiteten Entwurf für den Nahverkehrsplan wollen sie Mülheims Politik erst im April präsentieren.
Mögliches Einsparpotenzial
Die Gutachter stellen auf Basis einer nicht näher vorgestellten Fahrgastzählung werktags (ohne Daten für die Linien 145 und 976) fest, dass die Nachfrage das Fahrten- oder gar Linienangebot mit Bussen auf manchen Strecken nicht rechtfertige.
Ein Überangebot und damit mögliche Einsparpotenziale werden gesehen auf Teilen folgender Linien:
• Linie 135: Hafen/Speldorf – Kreisverkehr Ruhrorter/Weseler Straße bis Theater an der Ruhr; Siemens bis Nordhafen; Wohnstift Uhlenhorst bis Brandenberg
• Linie 124: Speldorf – Peterstraße bis Brandenberg
• Linie 134: Speldorf – Peterstraße bis Wohnstift Uhlenhorst
• Linien 131/752 und 753: Saarn/Selbeck: Markenstraße bis Lintorfer Straße
• Linie 132: Saarn/Mintard – Aubergweg bis „Am Biestenkamp“
• Linie 753: Holthausen/Heißen – Tilsiter Straße bis Fünter Weg
• Linie 132: Holthausen/Heißen – Wetzmühlenstraße bis Fischenbeck sowie Schleife Heißen Kirche bis Kattowitzer Straße/Buggenbeck
• Linie 136: Heimaterde – zwischen Haarzopfer Straße bis Grenze Haarzopf
• Linie 138: Heimaterde – zwischen Haarzopfer Straße und Regenbogenweg
• Linie 151: Winkhausen – Nord- bis Boverstraße
Welche Schlüsse die Politik aus diesen Feststellungen zieht, muss sich zeigen.