Mülheim. .

„Im ersten Moment bin ich ja quasi vom Hocker gefallen.“ Nicht nur Wolfgang Feldmann, Vorsitzender des Mülheimer Katholikenrates, war ziemlich baff, als er die Nachricht vom baldigen Rücktritt des Papstes hörte. Mülheims Katholiken – und nicht nur die – wollten es zunächst gar nicht glauben, was sie da hörten, sahen, lasen. „Man rechnet ja mit vielem“, so Feldmann, „aber nicht gerade damit, dass der Papst zurücktritt.“

Doch nach der ersten riesigen Überraschung überwog der große Respekt vor der Entscheidung von Papst Benedikt XVI. „Wenn dieser hochintelligente Mann das jetzt in dieser Situation macht“, sagt Feldmann, „dann sollte man das als große Chance zur Veränderung begreifen. Es ist sicherlich die Zeit gekommen, die Geschicke in jüngere Hände zu legen. Und vielleicht wird ja nun ein Papst gewählt, der vor allem mal von einem anderen Kontinent kommt und andere Sichtweisen eröffnet.“ Neue Impulse seien ohnehin extrem wichtig, die Kirche in Europa habe schließlich große Probleme.

"Ein kluger Schritt"

Papst Benedikt XVI. habe das Tabu durchbrochen, nicht zu warten, bis es zu Ende gehe, meint Pastor Michael Clemens von der Gemeinde Sankt Engelbert in Eppinghofen. „Damit hat er auch ein Signal gesetzt, dass das Amt, der Dienst, wichtiger ist als der Amtsinhaber. Und wir brauchen unbedingt positive Signale, nachdem die letzten einfach verheerend waren.“ Im ersten Moment habe er die Meldung gar nicht glauben wollen und an einen Karnevalsscherz geglaubt, ergänzt auch Clemens.

Für einen Rosenmontags-Gag hielt auch Pastor Manfred von Schwartzenberg (St. Barbara in Dümpten) anfangs die Nachricht. Doch dann habe ihm der Rücktritt Hochachtung abverlangt. „Es ist ein mutiger und es ist ein guter Schritt. Es ist eben auch ein kluger Schritt von einem klugen Papst. Es mag ihn womöglich getroffen haben, als er erkannte, dass er nicht mehr die volle Kraft hat, die katholische Kirche zu führen.“

Atheismus hat um sich gegeriffen

Seine Beliebtheit war groß, so von Schwartzenberg, „ich habe ihn live auf dem Weltjugendtag erlebt.“ Eine seiner Stärken bestünde auch darin, negative Dinge auszuhalten, zum Beispiel auch die Abkehr von der Kirche gerade in seiner Heimat. „Im Moment gibt es wenig Bedarf an kirchlichen Leistungen“, drückt es von Schwartzenberg aus, es sei erstaunlich, wie sehr der Atheismus um sich gegriffen habe.

Auch der Pastor aus Dümpten würde es sehr begrüßen, wenn ein der nächste Papst von einem anderen Kontinent als Europa käme. „Ich kann mir aber vorstellen, dass das gerade die italienischen Kardinäle nicht so gerne sehen.“