Essen. Das gab es vor zuletzt vor hunderten Jahren: Der Papst legt sein Amt nieder. Seine Kraft reiche nicht mehr aus, begründete Benedikt seinen Schritt. Bis Ostern soll in Rom ein neues Kirchenoberhaupt bestimmt werden. Die Chronik eines historischen Tages.
Schock für die katholische Weltkirche: Papst Benedikt XVI. hat völlig überraschend seinen Rücktritt aus Altersgründen angekündigt. Er werde sein Pontifikat am 28. Februar beenden, sagte der 85-jährige Joseph Ratzinger am Montag vor Kardinälen in Rom. Schon bis Ostern soll ein Nachfolger für den Stuhl Petri gewählt werden. Der erste deutsche Papst seit fast 500 Jahren ist seit 2005 Oberhaupt von mehr als einer Milliarde Katholiken.
Zuletzt hatte ein Papst vor mehr als 700 Jahren freiwillig sein Amt niedergelegt. Nach dem Ende seines Pontifikats wird Benedikt in ein Kloster im Vatikan umziehen. Kurienkardinal Angelo Sodano nannte die Ankündigung einen "Blitz aus heiterem Himmel".
Die Chronik eines historischen Tages:
18.32: Der neue Papst wird vom Kardinalskollegium in einem Konklave (lateinisch für "verschlossener Raum") gewählt. Dazu versammeln sich die höchstens 120 wahlberechtigten Kardinäle 15 bis 20 Tage nach Eintritt der sogenannten Sedisvakanz (dem Tod oder Amtsverzicht des Papstes) in der Sixtinischen Kapelle in Rom. Gewählt ist, wer zwei Drittel der Kardinalsstimmen auf sich vereint. Der Rücktritt Benedikts XVI. wird am 28. Februar 20.00 Uhr wirksam, das Konklave kann also frühestens am 15. März beginnen. Bis dahin scheiden von den derzeit 118 stimmberechtigten Kardinälen zumindest der Ukrainer Lobomyr Husar und der Deutsche Walter Kaspar aus, weil sie 80 Jahre alt werden und damit nicht mehr stimmberechtigt sind. Falls das Konklave länger dauert, könnten zwei weitere Kardinäle aus Altersgründen ihr Stimmrecht verlieren: Der Italiener Severino Poletto feiert am 18. März seinen 80. Geburtstag, zehn Tage später erreicht der Mexikaner Juan Sandoval Íñiguez die Altersgrenze.
18.15 Uhr: Die Vizepräsidentin des Jüdischen Weltkongresses, Charlotte Knobloch, hat das Engagement des scheidenden Papstes Benedikt XVI. für den Kampf gegen den Antisemitismus gewürdigt. Zugleich lobte sie Joseph Ratzinger für seine Verdienste um ein gutes Verhältnis zwischen Christentum und Judentum. "Kein Papst vor ihm hat so viele Synagogen besucht und den ständigen Dialog mit jüdischen Vertretern gepflegt", sagte Knobloch. "Ich hoffe sehr, dass sein Nachfolger diesen Weg der Zusammenarbeit weitergeht."
Auch interessant
17.50 Uhr: Während die Rücktrittsankündigung von Papst Benedikt XVI. auch im Internet für rege Diskussionen sorgt, blieb der Vatikan auf den Twitter-Konten des Kirchenoberhaupts am Montag stumm. Allerdings könnte bereits der jüngste Eintrag des Papsts in seinem deutschsprachigen Kanal des Kurzbotschaftendiensts als Trost für enttäuschte Katholiken aufgefasst werden. "Wir dürfen der Kraft der Barmherzigkeit Gottes vertrauen", hieß es am Sonntag.
17.36 Uhr: Neben viel Lob für sein Wirken erntet Papst Benedikt XVI. auch Kritik für den fehlenden Einsatz für die Ökumene. In den acht Jahren seines Pontifikats habe es "nur wenige Impulse für die Ökumene gegeben", sagte der evangelische Landesbischof von Baden, Ulrich Fischer. Auch der Deutschlandbesuch des Papstes 2011 habe keine positiven Signale in Richtung der evangelischen Kirche gebracht. Für den Rückzug des 85 Jahre alten Papstes habe er Verständnis: "Dieser in der Neuzeit einmalige Schritt eines Papstes verdient Hochachtung."
Auch interessant
17.19 Uhr: Für das Osterprogramm gebe es keinen "Plan B", betont der Vatikan. Wie Sprecher Federico Lombardi sagte, geht der Heilige Stuhl davon aus, dass im Monat März ein neuer Papst gewählt wird, der dann auch das Osterfest mit den Katholiken feiert. Im Ernstfall könnte aber auch Kardinalsdekan Angelo Sodano oder Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone dieses übernehmen.
17.07 Uhr: In den letzten Wochen seines Pontifikats hat Papst Benedikt nur noch ein kleines Programm, das ganz auf die Fastenzeit vor Ostern ausgerichtet ist. So wird Benedikt auf dem römischen Hügel Aventin die Aschermittwochsliturgie feiern. Dazu kommen die traditionellen Angelus-Gebete am Sonntag und die Generalaudienzen am Mittwoch.
16.52 Uhr: Der schlechte Gesundheitszustand des Papstes sei der einzige Grund für seinen Rücktritt, davon ist der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, überzeugt. "Alle, die dem Heiligen Vater in letzter Zeit begegnet sind, haben berichtet, dass es ihm gesundheitlich nicht mehr gut geht", sagte Glück, der selber erst am vergangenen Samstag von einer Rom-Reise zurückgekehrt war. Der ehemalige CSU-Vordenker Glück rechnet nicht damit, dass es nach der Wahl eines neuen Papstes zu dramatischen Veränderungen kommen wird: "Es ist nicht zu erwarten, dass es große Brüche gibt."
Auch interessant
16.31 Uhr: Der Bruder von Papst Benedikt XVI., Georg Ratzinger, ist bereits seit einigen Monaten in dessen Rücktrittspläne eingeweiht gewesen. "Ich weiß seit einigen Monaten, dass dies geplant ist", sagte Ratzinger am Montag. Der Grund dafür sei wohl, "dass er die Last des Alters spürt". Sein Bruder kenne auch die Anforderungen des Amtes. Er persönlich halte die Entscheidung für richtig. Es sei "durchaus positiv, dass er seine Aufgabe in jüngere Hände gibt". Georg Ratzinger hofft nun auch, wieder ein wenig mehr Zeit mit seinem Bruder verbringen zu können. Bei seinen Besuchen in Rom werde nun "mehr Gemeinsamkeit möglich sein", sagte der frühere Regensburger Domkapellmeister.
16.05 Uhr: Auch die Evangelische Kirche in Deutschland hat Papst Benedikt XVI. tiefen Respekt für seinen Rücktritt gezollt. "Dass Ämter nur auf Zeit wahrgenommen und dass man ab einem bestimmten Lebensalter von allen amtlichen Pflichten befreit ist, gehört zum Maß des Menschlichen. Es ist ein gutes Zeichen, dass Papst Benedikt dieses durch das Evangelium eröffnete Maß des Menschlichen durch die Ankündigung seines Rücktrittes zum Ausdruck bringt", erklärte Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider.
15.48 Uhr: Erste Forderungen nach einer zeitlichen Begrenzung des Pontifikats werden laut. Der Saarbrücker Kirchenkritiker Gotthold Hasenhüttl beklagt gegenüber der "Saarbrücker Zeitung", mit seiner Entscheidung relativiere der Papst das höchste Kirchenamt. "Benedikt ist nicht unfehlbar bis zum Ende und der Papst ist nicht bis auf Lebenszeit Papst", sagte Hasenhüttl. Er plädierte dafür, das Amt auf fünf Jahre mit der Möglichkeit auf eine Wiederwahl zu begrenzen.
15.34 Uhr: Bundespräsident Joachim Gauck hat den scheidenden Papst Benedikt XVI. als Mann mit großer Weisheit und menschlicher Bescheidenheit gewürdigt. Für seinen Rücktrittsentschluss seien "großer Mut und Selbstreflektion" vonnöten, sagte Gauck am Montag in Berlin. "Beides findet meinen außerordentlichen Respekt", betonte Gauck. "In Benedikts Wirken verbinden sich hohe theologische und philosophische Bildung mit einfacher Sprache und mit Menschenfreundlichkeit", hob Gauck hervor. Deswegen hätten viele Menschen, nicht nur Katholiken, in seiner Person, seinen Schriften und Ansprachen Orientierung und Ermutigung zum Glauben gefunden.
15.21 Uhr: Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck hat den scheidenden Papst Benedikt XVI. als "einen der gebildetsten und universal gelehrtesten Menschen der Welt" gewürdigt. Mit der Entscheidung, von sich aus auf das Amt zu verzichten, zeige er: Alle kirchliche Macht ist endlich, sagte der Essener Bischof am Montag in Essen. Für die Verkündung seiner Entscheidung habe er sich den Welttag der Kranken ausgewählt, der an diesem Montag in der katholischen Kirche begangen werde. Dies sei möglicherweise ein Hinweis auf seine Situation und Ausdruck einer großen Persönlichkeit, die sich selbst zurücknehme, wenn es um die Kirche und das Evangelium gehe.
Papst zieht nach dem Rücktritt ins Kloster
15.06 Uhr: Der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank-Walter Steinmeier hat großen Respekt vor der Rücktrittsentscheidung von Papst Benedikt XVI. geäußert. "Papst Benedikt hat sein Amt in einer durch vielfältige Umbrüche gekennzeichneten Zeit angetreten und seiner Kirche mit seiner großen geistlichen und intellektuellen Autorität Orientierung gegeben und Maßstäbe gesetzt", sagte Steinmeier am Montag in Berlin. Unvergessen sei seine vorsichtige Öffnung zu den Kirchen der Reformation. "Ich als Protestant wünsche mir, dass die katholische Kirche unter seinem Nachfolger diesen Weg der Öffnung mit Nachdruck weiter verfolgt." Katholiken und Protestanten verbinde viel mehr als sie trenne, sagte Steinmeier.
14.49 Uhr: Papst Benedikt XVI. wird nach dem Ende seiner Amtszeit in ein Kloster im Vatikan umziehen. Bevor Benedikt dort einziehen könne, müssten noch Umbauarbeiten abgeschlossen werde, sagte Vatikansprecher Federico Lombardi am Montag. Dort wolle Benedikt ein Leben in Gebet und Meditation führen. Für die Übergangszeit werde er in der päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo bei Rom wohnen. "Wenn die Sedisvakanz beginnt, wird der Papst zuerst nach Castel Gandalfo umziehen", sagte er.
Mutmaßungen über mögliche Nachfolger
14:27 Uhr: Kaum hat Benedikt XVI. seinen Rücktritt für Ende des Monats angekündigt, schießen die Mutmaßungen über seinen möglichen Nachfolger ins Kraut. Bei den britischen Buchmachern haben Kandidaten aus Afrika, Italien oder Kanada besonders gute Quoten, wie die italienische Nachrichtenagentur für Spiele und Wetten, Agipro News, am Montag berichtete. Demnach zeichnet sich ein enges Rennen zwischen dem nigerianischen Kardinal Francis Arinze, dem Ghanaer Peter Turkson und dem Kanadier Marc Ouellet ab.
Auch interessant
14.09 Uhr: Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch: "In der Stunde, in der seine Kräfte zu gering werden, um der Kirche den erforderlichen Dienst zu erweisen, legt er dieses Amt zurück in Gottes Entscheiden. Es ist eine große menschliche und religiöse Geste."
14.07 Uhr: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat Papst Benedikt XVI. für seine Arbeit als Kirchenoberhaupt gedankt. Sie äußerte am Montag in Berlin "allerhöchsten Respekt" für dessen Rücktrittsentscheidung. Die Kanzlerin fügte hinzu, Benedikt XVI. "ist und bleibt einer der bedeutendsten religiösen Denker unserer Zeit".
Keine akute Erkrankung Grund für Rücktritt
13.47 Uhr: Die Rücktrittsentscheidung von Papst Benedikt XVI. ist nach Vatikanangaben nicht auf eine akute Erkrankung zurückzuführen. Allerdings hätten in den letzten Monaten Benedikts Kräfte nachgelassen, sagte Vatikansprecher Federico Lombardi am Montag. Dies habe der Papst klar erkannt.
13.40 Uhr: Die Entscheidung von Papst Benedikt XVI. traf auch den Vatikan unerwartet. "Es hat uns überrascht", sagte ein Vatikan-Sprecher. Der Papst habe den Entschluss aus freien Stücken ohne Druck von außen getroffen. Der Rücktritt entspreche dem Kirchenrecht.
13.36 Uhr: Ein neuer Papst soll nach Angaben des Vatikans bis spätestens Ostern gewählt werden. Das erklärte Vatikansprecher Padre Federico Lombardi am Montag.
Vatikan vom Rücktritt des Papstes überrascht
13.29 Uhr: Die Entscheidung von Papst Benedikt XVI., das höchste Amt der römisch-katholischen Kirche aufzugeben, traf auch den Vatikan unerwartet. Es hat uns überrascht, sagte ein Vatikan-Sprecher am Montag. Der Papst habe den Entschluss aus freien Stücken getroffen, und der Rücktritt entspreche dem Kirchenrecht.
13.20 Uhr: Der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen-Bundestagsfraktion, Volker Beck, findet kritische Worte für den deutschen Papst. "Das Pontifikat von Papst Benedikt XVI. war eine verpasste Chance", schrieb er auf seiner Facebook-Seite. "Unter ihm ist die katholische Kirche teilweise wieder hinter Erneuerungen durch das zweite vatikanische Konzil zurückgefallen, beispielsweise durch die Aufhebung der Exkommunikation der antisemitisch-ausgerichteten Piusbruderschaft." Auch seine Worte gegen Homosexuelle seien ein Angriff auf den säkularen Verfassungsstaat, auf die Menschenrechte und eine humanistisch orientierte Werteordnung gewesen. "Von seinem Nachfolger erwarten wir, dass er sich seiner Verantwortung im Umgang mit Juden, Muslimen, Homosexuellen und Frauen bewusst ist und Gesellschaften hier nicht mehr spaltet, sondern eint."
Papst: "Nicht mehr genug Kraft"
13.10 Uhr: Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer bedauert den Rücktritt. "Die Entscheidung von Papst Benedikt XVI. verdient größten Respekt, auch wenn ich sie persönlich zutiefst bedauere", sagte der CSU-Parteichef. "Mit seiner charismatischen Ausstrahlung und seinem unermüdlichen Einsatz für das Wohl der Kirche hat der Papst aus Bayern die Menschen in aller Welt begeistert." ... "Wir sind stolz auf das Pontifikat von Papst Benedikt XVI.", sagte Seehofer. "Deutschland und Bayern haben ihm unendlich viel zu verdanken."
13.07 Uhr: Israels Oberrabbiner Yona Metzger lobt die Verdienste von Benedikt XVI. im Dialog zwischen den großen Religionen. "Während seiner Amtszeit gab es die besten Beziehungen zwischen der Kirche und dem Oberrabbinat. Wir hoffen, dass sich das fortsetzt", ließ Metzger über seinen Sprecher ausrichten. "Er verdient ein hohes Ansehen für den Ausbau der interreligiösen Verbindungen zwischen Judentum, Christentum und Islam." Metzger wünschte dem Papst "viel Gesundheit und ein langes Leben".
Papst Benedikt tritt zurück
12.17 Uhr: Laut Radio Vatikan erklärte der Papst am Freitag während des Konsistoriums, dass "meine Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben". "Im Bewusstsein des Ernstes dieses Aktes erkläre ich daher mit voller Freiheit, auf das Amt des Bischofs von Rom, des Nachfolgers Petri, das mir durch die Hand der Kardinäle am 19. April 2005 anvertraut wurde, zu verzichten, so dass ab dem 28. Februar 2013, um 20.00 Uhr, der Bischofssitz von Rom, der Stuhl des heiligen Petrus, vakant sein wird."
12.06 Uhr: Papst Benedikt XVI. wird am 28. Februar zurücktreten. Das kündigte das katholische Kirchenoberhaupt am Montag bei einer Vollversammlung der Kardinäle in einer auf lateinisch gehaltenen Rede an, wie ein Sprecher des Vatikans sagte. "Der Papst hat angekündigt, dass er sein Amt am 28. Februar um 20.00 Uhr aufgeben wird."
11.57 Uhr: Ein Sprecher bestätigt, dass Papst Benedikt XVI. am 28. Februar zurücktreten wird.
11.48 Uhr: Papst Benedikt XVI. wird nach einem Bericht der italienischen Nachrichtenagentur Ansa zurücktreten. (rtr/dpa/dapd/afp)