"Nicht mehr genug Kraft" - Papst Benedikt tritt am 28. Februar zurück
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Rom. Papst Benedikt XVI. gibt sein Pontifikat am 28. Februar ab. Das kündigte das katholische Kirchenoberhaupt laut einem Sprecher am Montag bei einer Vollversammlung der Kardinäle in einer auf lateinisch gehaltenen Rede an. Es ist das erste Mal seit Jahrhunderten, dass ein Papst von seinem Amt zurücktritt.
Papst Benedikt XVI. wird am 28. Februar zurücktreten. Das kündigte das katholische Kirchenoberhaupt am Montag bei einer Vollversammlung der Kardinäle in einer auf lateinisch gehaltenen Rede an, wie ein Sprecher des Vatikans sagte.
"Nachdem ich wiederholt mein Gewissen vor Gott geprüft habe, bin ich zur Gewissheit gelangt, dass meine Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben." Daher verzichte er auf das Amt des Bischofs von Rom, sodass am 28. Februar, um 20.00 Uhr, der Stuhl des Heiligen Petrus vakant sein werde.
Papst Benedikt XVI. war im April 2005 zum Nachfolger des verstorbenen Johannes Paul II. gewählt worden. Er ist mittlerweile 85 Jahre alt. Es ist das erste Mal seit Jahrhunderten, dass ein Papst von seinem Amt zurücktritt.
Ein Nachfolger für Papst Benedikt XVI. soll bis Ostern feststehen. "Wir sollten Ostern einen neuen Papst haben", sagte Vatikansprecher Federico Lombardi am Montag. Der Ostersonntag fällt in diesem Jahr auf den 31. März. Das Konklave zur Wahl des neuen Kirchenoberhauptes könne 15 bis 20 Tage nach dem Rücktritt beginnen, sagte der Sprecher.
Kann der Papst zurücktreten?
Ein Papst wird auf Lebenszeit gewählt, doch ist nach dem Kirchenrecht auch ein Rücktritt möglich. Hierfür muss das Kirchenoberhaupt keine Gründe nennen, auch muss niemand den Rücktritt annehmen. Allerdings muss der Rückzug freiwillig erfolgen. In dem von Johannes Paul II. reformierten Kanonischen Recht (Can. 332 § 2) heißt es: "Falls der Papst auf sein Amt verzichten sollte, ist zur Gültigkeit verlangt, dass der Verzicht frei geschieht und hinreichend kundgemacht, nicht jedoch dass er von irgendwem angenommen wird."
Normalerweise endet die Amtszeit einen Papstes mit dessen Tod. Freiwillig zurückgetreten ist bisher nur ein Pontifex: Coelestin V. im Jahr 1294. Der frühere Einsiedler mit dem Geburtsnamen Pietro del Murrone war im Sommer gegen seinen Willen gewählt worden, fühlte sich jedoch machtlos gegen die Korruption der Kurie und trat im Dezember 1294 zurück. Als Rücktrittsgründe nannte er Unerfahrenheit und Krankheit. Danach wollte Coelestin V. Einsiedler werden. Sein Nachfolger Bonifatius VIII. nahm ihn jedoch in Haft. Coelestin starb 1296 und wurde später heiliggesprochen.
Daneben gab es jedoch eine Reihe von Päpsten, die auf politischen Druck zurücktraten, besonders im Mittelalter. So machten sich vor dem Konzil von Konstanz (1414 bis 1418) drei Päpste das Amt streitig: Johannes XXIII., Benedikt XIII. und Gregor XII. Das Konzil, das die Einheit der Kirche wiederherstellen sollte, setze die ersten beiden ab. Gregor XII. wurde gezwungen, auf sein Amt zu verzichten.
Häufig wurden Päpste auch durch ihre politischen Gegenspieler aus dem Amt gedrängt. So ließ der deutsche König Heinrich III. 1046 durch die Synode von Sutri drei Päpste absetzen, denen unter anderem Ämterkauf vorgeworfen wurde.
Völliger Rückzug aus der Öffentlichkeit erwartet
Im Fall eines Rücktritts bleibt der Papst im Range eines Bischofs im Ruhestand. Die Kirche behandelt den Rücktritt formal wie den Todesfall eines Papstes: Das heißt, es wird nun das normale Verfahren zur Neuwahl des Kirchenoberhaupts eingeleitet. Die Kardinäle versammeln sich so schnell wie möglich in Rom, um einen Nachfolger für Benedikt zu bestimmen.
Unter Kirchenexperten herrscht Einigkeit, dass sich der Papst im Fall eines Rücktritts sofort und vollständig aus allen Ämtern und aus dem öffentlichen Leben der Kirche zurückziehen müsste. Nur so könne gewährt werden, dass der Zurückgetretene nicht die Wahl seines Nachfolgers beeinflusst. Papst Johannes Paul II. hatte einmal gesagt, er könne sich einen "emeritierten Papst" nicht vorstellen. Generell gilt als Voraussetzung für einen katholischen Priester, dass er körperlich in der Lage sein muss, die Messe zu feiern.
Papst Benedikt tritt zurück
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Die Erklärung des Papstes auf Radio Vatikan
"Liebe Mitbrüder!
Ich habe euch zu diesem Konsistorium nicht nur wegen drei Heiligsprechungen zusammengerufen, sondern auch um euch eine Entscheidung von großer Wichtigkeit für das Leben der Kirche mitzuteilen. Nachdem ich wiederholt mein Gewissen vor Gott geprüft habe, bin ich zur Gewissheit gelangt, dass meine Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben.
Ich bin mir sehr bewusst, dass dieser Dienst wegen seines geistlichen Wesens nicht nur durch Taten und Worte ausgeübt werden darf, sondern nicht weniger durch Leiden und durch Gebet. Aber die Welt, die sich so schnell verändert, wird heute durch Fragen, die für das Leben des Glaubens von großer Bedeutung sind, hin- und hergeworfen.
Um trotzdem das Schifflein Petri zu steuern und das Evangelium zu verkünden, ist sowohl die Kraft des Köpers als auch die Kraft des Geistes notwendig, eine Kraft, die in den vergangenen Monaten in mir derart abgenommen hat, dass ich mein Unvermögen erkennen muss, den mir anvertrauten Dienst weiter gut auszuführen.
Im Bewusstsein des Ernstes dieses Aktes erkläre ich daher mit voller Freiheit, auf das Amt des Bischofs von Rom, des Nachfolgers Petri, das mir durch die Hand der Kardinäle am 19. April 2005 anvertraut wurde, zu verzichten, sodass ab dem 28. Februar 2013, um 20.00 Uhr, der Bischofssitz von Rom, der Stuhl des heiligen Petrus, vakant sein wird und von denen, in deren Zuständigkeit es fällt, das Konklave zur Wahl des neuen Papstes zusammengerufen werden muss.
Liebe Mitbrüder, ich danke euch von ganzem Herzen für alle Liebe und Arbeit, womit ihr mit mir die Last meines Amtes getragen habt, und ich bitte euch um Verzeihung für alle meine Fehler. Nun wollen wir die Heilige Kirche der Sorge des höchsten Hirten, unseres Herrn Jesus Christus, anempfehlen. Und bitten wir seine heilige Mutter Maria, damit sie den Kardinälen bei der Wahl des neuen Papstes mit ihrer mütterlichen Güte beistehe. Was mich selbst betrifft, so möchte ich auch in Zukunft der Heiligen Kirche Gottes mit ganzem Herzen durch ein Leben im Gebet dienen." (dpa/dapd/afp)
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