Gelsenkirchen. . Der Papst tritt zurück. In Gelsenkirchen trägt man die Nachricht mit Fassung. Propst Paas hat den Schritt erwartet, Klaus Hermandung möchte mehr Weltoffenheit vom kommenden Pontifex.
Ein Karnevals-Gag? Ein verfrühter Aprilscherz? Wenige Minuten nachdem die ersten Agentur-Nachrichten über den Pontifex-Rücktritt in der Redaktion die Runde machten, bestätigt der Vatikan offiziell die Meldungen: das Oberhaupt der katholischen Kirche, Papst Benedikt XVI., wird am 28. April sein Amt niederlegen.
Sachlich-nüchtern fallen die Reaktionen auf die Nachricht in Gelsenkirchen aus. Propst Manfred Paas spricht zwar von einer „kirchengeschichtlichen Sensation“ und einem „wegweisenden Einschnitt“, aber der Pfarrer von St. Augustinus in der Altstadt weist auch daraufhin, dass der Papst in der Vergangenheit bereits entsprechende Äußerungen gemacht habe. In der Erklärung von Benedikt XVI. heißt es: „. . .bin ich zur Gewissheit gelangt, dass meine Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben.“
„Es wird kein junger Papst gewählt“
Der Papst habe sein Amt in hervorragender Weise ausgefüllt, sagt Paas, er sei der „große Lehrer der Kirche“ gewesen, mit einer „sehr klaren Linie in schwierigen Situationen. Und mit wem geht es an der Vatikan-Spitze weiter? „Man kann nicht erwarten, dass ein ganz junger Papst gewählt wird.“ Schließlich sei immer auch Kontinuität bei Papstwahlen notwendig. Weise alte Männer würden in ihren Reihen einen neuen Papst wählen, ist sich der Probst sicher.
Bürgermeister Klaus Hermandung ist Vorsitzender des Katholikenrats Gelsenkirchen und ein Kenner der Kardinals- und Papstgeschichte. Er hätte den Rücktritt sogar früher erwartet. „Ich respektiere das als mutigen Schritt“, so Hermandung. Benedikt XVI. (85) sei bei seinem Amtsantritt 2005 ja schon nicht mehr der jüngste gewesen und er habe vermutlich im Gegensatz zu seinem zuletzt schwer kranken Vorgänger Johannes Paul II. vermeiden wollen, der Öffentlichkeit ein „langes Siechtum“ zu präsentieren. Der Bürgermeister wünscht sich für die Zukunft mehr Weltoffenheit vom Pontifex: „Es gibt drängende Fragen. Etwa nach der Rolle der Frau in der Kirche. Oder Sexualmoral, Abtreibung, Empfängnisverhütung. Aber revolutionäre Entscheidungen wird man nicht erwarten können. Die Kirche atmet in langen Jahrhunderten.“ Der Bürgermeister würde einen Papst aus Lateinamerika begrüßen.
Die WAZ hat versucht, auch weitere Personen aus dem (nicht nur katholischen) Kirchenleben zu erreichen – ohne Erfolg. Prinz Karneval ist nämlich nicht zurückgetreten. . .