Mülheim.

Man nehme: Wagemut, Ausdauer, gute Ideen und Optimismus. Dann geht was in der Innenstadt. Reich wird man woanders, aber glücklich vielleicht auch hier. Wir fragten Einzelhändler, die 2012 eröffnet haben, wie ihre Geschäfte laufen, und ob sie ihre Entscheidung für den Standort City bereuen. Nein, keineswegs, lautet die einhellige Antwort. Aber man müsse sich schon etwas einfallen lassen, um lohnende Umsätze zu erwirtschaften.

„Unser stärkster Tag ist der Sonntag“, erklärt Frank Klein, Inhaber des Möbelhauses an der Ruhr nahe der Schloßbrücke. Erstaunlich, denn sonntags gibt es weder Beratung noch Verkauf. „Viele Leute kommen erst mal gucken und sehen, dass wir gute, bezahlbare Möbel haben.“ Oft kehren sie zum Kaufen zurück.

Im Juni 2012 trat Klein mit vier Mitarbeitern die Nachfolge des Traditionshauses Von der Linden an, das aufgeben musste. Er ist zufrieden und will sogar vergrößern: „Wir haben unseren Basis-Umsatz erreicht und nehmen im Mai 400 qm Fläche im Untergeschoss dazu. Ich habe auch einen neuen Mitarbeiter für die Auslieferung eingestellt.“

Frank Klein setzt auf „den Freizeitwert von Ruhrbania“. Schon jetzt steuern viele Spaziergänger und Fahrradfahrer seinen Laden an. Den Kundenparkplatz, erreichbar über die Delle, will er noch besser ausschildern. Zur Misere in der City sagt der Einzelhändler: „Klar wäre es gut, wenn etwas Repräsentatives in das Kaufhof-Gebäude käme. Aber wir sind hier nicht so abhängig von der Innenstadt.“

Tagtäglich positive Resonanz

Uta Siemer betreibt seit April 2012 ihr Lädchen U.T.A an der Wallstraße. „Gerade weil die City zum Teil abgewrackt ist, ist es richtig, sich hier selbstständig zu machen“, betont sie. „Ich bekomme tagtäglich positive Resonanz, etwa: Ihren Laden könnte es auch in Berlin geben. Die Leute freuen sich über jedes Geschäft, das mal keine Handys verkauft.“ Die Händlerin hofft, dass die geplante Rückverlegung des Marktes zum Rathaus mehr Kundschaft bringen wird. Von ihrem Laden alleine kann sie bisher nicht leben, sondern betreibt noch die „kreative Wortwerkstatt“ RuhrKorrekt.

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„Die Wirtschaftsförderung muss mehr für die Innenstadt tun“, findet Uta Siemer. Zudem kritisiert sie die Unbeweglichkeit der Vermieter. „Sie müssen den Einzelhändlern preislich entgegenkommen.“ Ihr Fazit heißt dennoch: „Ich würde es wieder tun! Und es müssen sich noch mehr Menschen trauen, in der Mülheimer City originelle Läden zu eröffnen. “

Ellen Bube hat im Dezember 2012 ein Restaurant eröffnet, das zu ihrem Möbelgeschäft an der Friedrich-Ebert-Straße gehört. CajupiWohnArt, vor vier Jahren gegründet und mehrfach erweitert, laufe nicht wirklich gut. Aber das hindert sie nicht an der Expansion. „Wenn Sie Ihr Butterbrot verdienen wollen, dann schaffen Sie das auch.“

Ohne Unterstützung von Stadt und Banken am Start

Sie betont, ohne Unterstützung von Banken gegründet zu haben. Auch von der Stadt ist die Unternehmerin enttäuscht: „Zu wenig Unterstützung und zu viele Abgaben.“ Ellen Bube verkauft auch Waren über das Internet, restauriert Möbel und lackiert Küchenfronten. Außerdem plane sie eine Außengastronomie und sei mit dem Ordnungsamt im Gespräch, um auf dem Rathausmarkt einmal im Monat einen Antik- oder Trödelmarkt zu veranstalten. „Man muss Ideen haben. Ich bin optimistisch.“ Wie Frank Klein hofft die umtriebige Geschäftsfrau, dass Ruhrbania mehr Leben in die City bringen wird. „Die Menschen halten sich gerne am Wasser auf.“