Mülheim.
„In Mülheim ist es super, im Ernst“, sagt Informatiker Florian Ludwig. „Die Games Factory Ruhr ist ein zentraler Standort in der Spieleindustrie.“ Der 25-jährige hat dort vor einem Jahr mit Informatiker Andreas Bresser und Mediendesigner Stefan Weinberg ein mietkostenfreies Gründerlabor bezogen. Inzwischen hat das Trio die Entwickler-Firma Grey Rook Entertainment UG gegründet. Beim Deutschen Entwicklerpreis der Games Branche wurden die drei Labore im Dezember mit dem Förderpreis ausgezeichnet.
„Jetzt oder nie“
„Uns selbstständig zu machen, war der richtige Schritt“, findet Ludwig. „Wir sind zwischen 25 und 30 und haben uns gesagt: jetzt oder nie. Wir ziehen das durch.“ Die drei Jungunternehmer lernten sich als Schüler in einem Entwicklerforum im Internet kennen. Während des Studiums kamen sie aus Mainz, Hannover und Bremen nach Mülheim, angelockt von den Fördermöglichkeiten der Game Development Initiative Ruhr (GDI.Ruhr).
Nach dem ersten Jahr ist ihr Fazit positiv. „Vor dem Umzug nach Mülheim war ich skeptisch“, sagt Ludwig. „Ich dachte: Was bringt schon ein mietfreies Büro? Wir können auch von Zuhause aus arbeiten. Aber im Gründerlabor zu sein, ist viel mehr wert. Über die Games Factory kommen die meisten Kontakte.“ Thomas Friedmann, Vorstandsvorsitzender des G.A.M.E.-Bundesverbandes der Computerspielindustrie, hat sie gecoacht. Jörg Niesenhaus, Projektleiter der GDI.Ruhr, stellte Kontakt zur Uni Essen-Duisburg her. Professor Jürgen Ziegler, dort Lehrstuhlinhaber für interaktive Systeme und Interaktionsdesign, ist nun ihr Mentor.
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Ihr Strategiespiel „Leijuna“ soll 2013 veröffentlicht werden: ein Meilenstein für die Entwickler. „Wir wollten es nicht noch vor Weihnachten raushauen, wie ursprünglich geplant. Ein Spiel kann erst an die Öffentlichkeit, wenn es wirklich fertig ist“, so Ludwig. Markteinführung in dosierten Schritten: „Wir investieren viel Zeit in die Qualitätssicherung.“ Schritt für Schritt wird das Spiel getestet, erst von bekannten Spielern, später von fremden. Vom zweiten Quartal 2013 an will das Trio mit seinem Spiel verdienen und schließlich davon leben können.
Vier fleißige Werksstudenten
„Zurzeit stecken wir noch selbst Geld in unsere Firma. Davon bezahlen wir auch unsere vier fleißigen Werkstudenten. Das geht, weil unsere Familien uns unterstützen und wir drei Förderungen bekommen haben: die der GDI.Ruhr, ein Stipendium des AV-Gründerzentrums NRW und das EXIST-Gründerstipendium, das wir über die Uni Duisburg-Essen beziehen.“
Das Klischee, Spiele-Entwickler verpassten das echte Leben, weil sie rund um die Uhr virtuell unterwegs sind, treffe manchmal zu, seufzt Ludwig. „Das ist schon alles sehr aufwändig und arbeitsintensiv.“ Mit dem Ruhrgebiet fremdelt er noch etwas: „Es ist schon sehr anders als Hannover mit seinen vielen Parks und Wäldern. Hier geht eine Stadt in die andere über.“ Dass Mülheim wegen seines vielen Grüns gerühmt wird, wundert den jungen Niedersachsen.
Stefan Weinberg lobt: „Ich mag das Ruhrgebiet. Es gibt hier weit mehr Grünflächen als ein Außenstehender vermutet. Kinos, Pubs und Clubs gibt es auch reichlich in der Nähe. Klar ist es keine Studentenstadt, aber man kann Bars und Ähnliches recht schnell erreichen. Es liegt einfach alles dicht beieinander.“ Andreas Bresser kann noch kein Urteil fällen: „Da ich bis vor kurzem auch noch an meiner Diplomarbeit geschrieben habe, hatte ich noch nicht die Zeit, in Mülheim richtig anzukommen.“