Stadtmitte. .

Die Gallenblase wird entfernt, wenn sie Probleme macht. Was das bedeutet, erklärt Dr. Frank Schulze, Chefarzt am St. Marien-Hospital.

Sind Gallensteine so etwas wie eine Zivilisationskrankheit?

Dr. Frank Schulze: Bedingt ja. Es ist eine Krankheit, die schon vermehrt in USA und Europa vorkommt.

Und Frauen sind häufiger als Männer betroffen?

Schulze: Man weiß, dass bei Frauen über 40 im Grunde jede dritte betroffen ist. Bei Männern ist es jeder sechste.

Woran merkt man, dass man Gallensteine hat?

Schulze: Es gibt zwei Patientengruppen. Bei der einen werden die Steine durch Zufall etwa bei einer Routineuntersuchung entdeckt. Das sind auch die Patienten, die sich eigentlich keine Gedanken machen müssen. Aber die Patienten, die Beschwerden haben, Koliken, zum Beispiel nach fettreichem Essen, scharf gerösteten Speisen oder nach Alkohol; oder Patienten, die schon einmal eine Entzündung an der Gallenblase hatten, bei denen muss die Gallenblase letztlich entfernt werden. Denn bei über 90 Prozent der Patienten mit Symptomen wiederholt sich das auch.

Gibt’s Alternativen zur Entfernung der Gallenblase, Medikamente?

Schulze: Einen sehr kleinen Teil der Patienten kann man medikamentös behandeln. Letztlich hat man die Phase der medikamentösen Therapie – oder auch der Gallensteinzertrümmerung durch Ultraschall – wieder verlassen, weil das Problem nicht gelöst wird. Die Neigung dieser Patienten zur Steinbildung in der Galle geht ja nicht weg.

Wie lebt man ohne Gallenblase?

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Schulze: Die Gallenblase ist ein Speicher. Die Gallenflüssigkeit wird von der Leber gebildet und fließt von den Zellen, die sie produzieren, durch die kleinsten Gallenwege in ein immer größeres Rohrsystem. Das mündet am Ende in den Zwölffingerdarm. Vor der Mündung gibt es eine große Abzweigung, den Gallenblasengang. Durch diesen wird ein Teil der Galle abgezweigt, dort konzentriert und quasi zwischengespeichert. Wenn man zum Beispiel sehr fettreich isst, kann sich die Gallenblase zusammenziehen und zusätzlich zur Galle, die von der Leber in den Darm fließt, eine Extraportion abgeben.

Wenn die Gallenblase entfernt wurde, fließt die Galle zu 100% direkt in den Darm. Es gibt keine spezielle Diät, die erforderlich ist, man kann alles essen und trinken.

Ist der Eingriff denn sehr aufwendig?

Schulze: Das ist heute eine Routinesache, die laparoskopisch durchgeführt wird, also mit der minimal-invasiven Vorgehensweise mit kleinsten Schnitten. Der Eingriff dauert etwa eine Stunde. Die Patienten erholen sich schnell. Sie kommen am Operationstag und gehen in aller Regel am dritten Tag wieder nach Hause.