An Rhein und Ruhr. . Warum es sinnvoll sein kann, sich auch gutartige Zysten entfernen zu lassen. Eine Patientin berichtet von ihrer Operation. Und vier Experten beantworten am Telefon zwei Stunden lang kostenlos die Fragen der Leser.

Quälende Bauchschmerzen waren es, die Iris Maria Ziegler im April zu ihrem Hausarzt trieben. Der Allgemeinmediziner konnte keine eindeutige Diagnose stellen und überwies die Patientin an das St. Bernhard-Hospital in Kamp-Lintfort. Dort nahm Dr. Theodor Heuer, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie und Onkologie, umfassende Untersuchungen vor. Theodor Heuer: „Bei Beschwerden im Oberbauch ist es üblich, systematisch sämtliche Oberbauchorgane zu untersuchen.“

So war der Grund für die Schmerzen der Patientin rasch gefunden: Sie litt an einer Entzündung der Magenschleimhaut – harmlos. Doch bei dem umfassenden Check hatte Heuer noch etwas anderes entdeckt: Bei Iris Maria Ziegler hatte sich eine Zyste an der Bauchspeicheldrüse gebildet. Die Bauchspeicheldrüse ist ein unterschätztes Organ. Normalerweise bekommen wir von ihrer Arbeit wenig mit. Sie bildet lebenswichtige Verdauungssekrete und Hormone. Zysten und Tumore an diesem Organ werden meistens erst spät entdeckt, da sie selten Schmerzen verursachen.

Risiko: Bösartiger Tumor

Iris Maria Ziegler hatte Glück, ihre Pankreaszyste war nur wenige Millimeter groß. Theodor Heuer: „Trotz der frühen Diagnose und obwohl alles darauf hindeutete, dass es sich um ein gutartiges Knötchen handelt, haben mein Kollege Prof. Dr. Verreet und ich nach eingehender Abwägung der Patientin geraten, die Zyste chirurgisch entfernen zu lassen.“

Der Hintergrund: Wie weitere Tests in der Klinik gezeigt hatten, bestand das Risiko, dass sich die Zyste in kommenden Jahren in einen bösartigen Tumor verwandeln könnte. In solchen Fällen empfiehlt man betroffenen Patienten in Kamp-Lintfort einen vorsorglichen Eingriff. „Nicht immer sind Patienten einsichtig, dass es besser ist, eine Zyste, die gutartig ist und ihrer Ansicht nach nicht operiert werden müsste, entfernen zu lassen“, weiß Patrick Verreet, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am St. Bernhard-Hospital.

Diese Experten können Sie anrufen

An diesem Montag, 25. Juni, können Sie von 16 bis 18 Uhr vier Experten zum Thema Bauchspeicheldrüse anrufen:

Prof. Dr. Patrick Verreet (Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, St. Bernhard-Hospital, Kamp-Lintfort, Tel.: 0800 100 2985)

Dr. Theodor Heuer (Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Gastroenterologie, Endokrinologie, St. Bernhard-Hospital, Kamp-Lintfort (Tel.: 0800 100 2986)

Dr. Stephan Faust (Oberarzt der Klinik für Innere Medizin, Gastroenterologie, Endokrinologie, St. Bernhard-Hospital, Kamp-Lintfort, Tel.: 0800 1002987)

Dr. Wilhelm-Ulrich Schmidt (Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, St. Josefshospital Uerdingen, Tel.: 0800 100 2988)

Zu schnell operiert?

Oft sind Patienten verunsichert durch Diskussionen über vorschnelle Operationen: In Deutschland wird zu oft und zu schnell operiert, so ein oft zitiertes Vorurteil. Patrick Verreet: „Dieses Urteil trifft sicherlich auf einige medizinische Bereiche zu, in denen in der Tat vorzeitig operiert wird.“

Was Pankreaserkrankungen betrifft, erweist sich die prophylaktische Chirurgie als sinnvoll. Davon war auch Iris Maria Ziegler überzeugt: „Was mich beeindruckt hat, war die gute Zusammenarbeit der einzelnen Kliniken im St. Bernhard-Hospital. Ich habe mich ausführlich informiert gefühlt.“ Weiter berichtet die 66-Jährige: „Die Ärzte haben mich ernst genommen. Ich war in guten Händen, das habe ich gespürt, deshalb hatte ich auch keine Angst.“

Urlaub am Meer

Nach der Operation hat sie jetzt alles gut überstanden. Elf Tage musste sie nach dem Eingriff auf der Station bleiben. Die üblich Verweildauer bei derartigen Operation. Jetzt, nach ihrer Genesung, kann sie sich ganz auf die Erholung konzentrieren. Gemeinsam mit ihrem Mann hat sie jetzt einen entspannten Urlaub auf Norderney verbracht und dort Kraft getankt. „Die ersten Tage bin ich noch gelaufen wie eine Schnecke,“ erzählt Eva Maria Ziegler, „dann ging’s immer besser. Zum Schluss konnte mein Mann kaum mit mir mithalten.“

Und so funktioniert die Bauchspeicheldrüse:

Die Bauchspeicheldrüse, medizinisch Pankreas genannt, ist die wichtigste Drüse für die Verdauung. Sie ist rund 15 Zentimeter groß und liegt zwischen dem Zwölffingerdarm und der Milz.

Täglich produziert unsere Bauchspeicheldrüse etwa zwei Liter Bauspeichel, der wichtige Enzyme enthält. Diese Enzyme verwandeln Fett, Kohlenhydrate und Eiweiß für den Körper erst in verwertbare Bestandteile.