Dem Recklinghäuser Allgemeinmediziner Uwe Auf der Straße (47) wurde 2007 die Gallenblase entfernt. Er lebt damit bestens.
Vielleicht sei es der jahrelange berufliche Stress gewesen, der ihm „auf die Galle ging”, sagt der Recklinghäuser Dr. Uwe Auf der Straße. Vielleicht hätten die dauernden Überstunden während seiner Dienstjahre im Krankenhaus dazu geführt, dass in seiner Gallenblase ein Stein heranwuchs – feste kristalline, cholesterinhaltige Ablagerungen, als sie entdeckt wurden, im Durchmesser schon eineinhalb Zentimeter groß . . .
Und doch: Uwe Auf der Straße wusste zunächst nichts von diesem Stein in seiner Gallenblase. „Glücklicherweise merken die meisten Menschen nichts davon.” Denn Gallensteine, von denen hierzulande etwa jeder zehnte Mensch betroffen ist, bereiten nur den wenigsten auch Beschwerden. Eher zufällig, sagt Allgemeinmediziner Auf der Straße, würden Gallensteine daher üblicherweise entdeckt.
So auch bei dem 47-Jährigen: Vor etwa drei Jahren hatten er und sein Kollege, Dr. Joachim Thiel, für ihre Praxis in Herten gerade ein neues Ultraschallgerät angeschafft; um sich mit diesem vertraut zu machen, ließ sich Auf der Straße die Gallenblase „schallen”. „Als mein Kollege mir dann sagte: Hey, du hast da einen Stein, war ich im ersten Moment vollkommen baff!”
Im nächsten Moment dann war der Gallenstein allerdings schon wieder vergessen. Zumal er als Arzt ja wusste: Wenn ein Gallenstein jemandem keine Beschwerden bereitet, zudem die Leberwerte okay sind, „dann kann er drin bleiben im Körper”. Und muss nicht entfernt werden. Vor nun zwei Jahren jedoch rief er sich ihm abrupt in die Erinnerung zurück: in Form einer sich durch stärkste Schmerzen im linken Oberbauch bemerkbar machenden Gallenkolik . . .
Rückblickend, sagt Uwe Auf der Straße heute, habe sich damals schon angekündigt, dass sein Gallenstein ihn wohl nicht dauerhaft in Ruhe lassen würde. Rückblickend erinnert er sich an der Kolik vorausgegangene Warnsymptome. An ein zunehmendes Völlegefühl bereits nach kleinsten Mahlzeiten. An „unangemessen starke Schweißausbrüche bei körperlichen Tätigkeiten”. Und an eine extreme Dünnhäutigkeit – „dass ich die nicht mit meinem Gallenstein in Verbindung gebracht habe, hat mich im Nachhinein am meisten geärgert”.
Einige Stunden, nachdem die Schmerzen im Oberbauch aufgetreten waren und trotz der Einnahme von Medikamenten immer heftiger wurden („Das ist typisch bei einer Kolik”), begab sich der 47-Jährige ins Krankenhaus. „Und da fiel mir dann plötzlich wieder mein Gallenstein ein . . .”
Dieser hatte sich im Gallenblasenausgang verklemmt, Uwe Auf der Straße blieb nur noch die Operation. Der Gallenblase. Den meisten Menschen, weiß er, bereitet deren Verlust mentale Probleme – unnötigerweise. „Auch ohne Gallenblase nämlich lässt es sich bestens leben.” Es gälten ohne dieses Organ, so Auf der Straße, nur wenig Einschränkungen. Fettreiches Essen etwa sollten Menschen ohne Gallenblase stärker als andere meiden. Und Alltagsstress zu reduzieren, sei auch nicht verkehrt. – Selbst wenn letzterer einem gar nicht mehr auf die Galle(nblase) gehen kann . . .
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