Mülheim. .

„Meine Liebe galt immer der Elektronik“, gesteht Heinz Geppert, kurz vor seiner Pensionierung. Das ­Berufskolleg Stadtmitte an der Kluse, nur noch für einige Tage sein Arbeitsort, war während seiner Ausbildung zum Physiklaboranten seine Berufsschule, die sich in den Sechzigerjahren „Gewerblich Technische Unterrichtsanstalten der Stadt Mülheim an der Ruhr“ nannte.

So hat der Wahl-Mülheimer über einen Zeitraum von fast 50 Jahren mit dem Berufskolleg an der Kluse zu tun gehabt. Während seiner Lehrzeit bei der „Phoenix-Rheinrohr AG (später August Thyssen-Hütte) in Ruhrort hat er diese von 1964 bis 1967 schon mit Freude besucht. „Elektrotechnik und Physik waren – zum Leidwesen meiner Mutter, die mich gerne mit Anzug und Krawatte an einem Sparkassen-Schalter gesehen hätte – immer schon meine Leidenschaft“, betont er.

Jahre später, nach Ingenieursstudium an der Fachhochschule Hagen, Studium der Elektrotechnik und Mathematik an der Uni Bochum, landete er erneut an der Mülheimer Schule, durfte nun in den Räumen unterrichten, in denen er früher gelernt hatte. Aus ehemaligen Lehrern wurden Kollegen, er stieg rasch zum Studien- und Oberstudienrat auf, dann zum Studiendirektor und Abteilungsleiter.

Seine 35-jährige Dienstzeit hat er am Kolleg verbracht, unterrichtet mittlerweile unter dem vierten Schulleiter, Jörg Brodka. „Ich bin ein gutes Beispiel für einen erfolgreichen zweiten Bildungsweg“, sagt der Lehrer, der sich nach dem Realschulabschluss mit einer Lehre, Fachhochschul- und Uniabschluss qualifiziert hat. „Ich bin sogar mal sitzen geblieben“, erinnert er sich lächelnd, „mit Fünfen in Englisch und Chemie. Außerdem war damals gerade Tanzschulzeit . . .“

Wandern und Babysitten

Sein berufliches Engagement geht weit über die Schule hinaus. Er ist Mitglied im Prüfungsausschuss für Elektroinstallateure, war zehn Jahre als Dozent bei der Handwerkskammer Düsseldorf tätig.

Schwer vorstellbar für ihn und seine Kollegen, dass er nun definitiv in den Ruhestand geht. „Wenn er wollte, dürfte er gerne länger arbeiten“, sagt Schulleiter Brodka, dem es an Fachlehrern mangelt.

Was er denn vorhabe mit seiner gewonnenen Zeit? Da fällt ihm eine Menge sein: „Im Mai steht ein England-Aufenthalt an, denn unsere Tochter erwartet ihr zweites Kind. Dann ist die jüngste Tochter in Düsseldorf kurz vor der Niederkunft und baut auf unsere Unterstützung. Aber jetzt fahre ich mit meiner Frau zuerst einmal nach Oberstdorf zum Wandern“, strahlt der freundliche und aktive 65-Jährige.