Mülheim.
Hagen will sein wie das größere Dortmund, Essen wie Düsseldorf – und Mülheim? Ruhrbania, Forum und Rhein-Ruhr-Zentrum – worauf deuten solche wichtigen Orte der Stadtentwicklung hin, welche Sehnsüchte der Menschen, Politiker und Stadtentwickler spiegeln sie? Der Autor Jörg Albrecht und die Dramaturgin Wilma Renfordt haben Selbstdarstellungen von vielen Städten und Hoffnungen ihrer Menschen zusammengetragen und ein Theaterstück daraus gemacht: „Einsatz hinter der V. ierten Wand“, Premiere ist am 31. Januar im Ringlokschuppen.
Schick und urban?
Ein wenig Größenwahn, eine Prise charmante Schönfärberei, so präsentieren sich viele Städte. Auch Mülheim: „In der Darstellung der Stadthalle etwa, will man zeigen, dass Mülheim doch schick und urban ist“, nennt Wilma Renfordt ein Beispiel. Im Stück dient die vollmundige Schilderung des alljährlichen Silvesterabends als Beschreibung der ganzen Stadt: „Blattgoldverzierte Logen“, skandiert Albrecht – das könnte Grund zum Schmunzeln geben.
Doch ums Frotzeln über mehr oder minder zutreffende Selbstbilder soll es gar nicht gehen, sondern ums Nachdenken über die eigenen Sehnsüchte, nach denen man „seine“ Stadt durchkämmt, um sie zu erfüllen, beschreibt die Dramaturgin. „Am Ende geht der Zuschauer mit einer Art beschwingter Melancholie hinaus“, vermutet der Autor.
Und was liegt dazwischen? Zum Beispiel Stadtplaner, Künstler und Schönheitschirurgen – Figuren aus Thomas Pynchons Roman „V.“. Sie alle suchen V. Doch wer oder was ist diese geheimnisvolle sie, er, es? Die Antwort gibt es am 31. Januar.
Mit stadt- und sozialpolitischen Themen setzt der Ringlokschuppen seine Kooperationen mit der freien Theater-Szene in diesem Jahr fort. Die Medien- und Performance-Gruppe „Ligna“ kommt wieder in die Ruhrstadt. Vor zwei Jahren ließen sie zu „Schlimm City“ Menschen ferngesteuert durch die Stadt gehen. Diesmal gehen sie in „Walking the City“ der Frage nach, wie eine Stadt die Bewegungen ihre Bewohner beeinflusst.
Regisseurin Marta Górnicka thematisiert in ihrem neuen Stück „Requiem“ die Arbeitswelt. Später im Jahr erscheint eine weitere Produktion von Jörg Albrecht und Steffen Klewar.
Die im Ringlokschuppen gastierende Künstlergruppe befasst sich dann wieder mit einem lokalpolitisch brisanten Thema: der Armutsschere in der Ruhrstadt. Was spielt sich ab zwischen Eppinghofen, Styrum und Uhlenhorst? Der Arbeitstitel ist frei nach Enid Blytons Jugendbüchern gewählt: „Geheimnis um...“
Die Premiere „Einsatz hinter der V.ierten Wand“ beginnt im Ringlokschuppen (Am Schloss Broich 38), um 19.30 Uhr.
Karten kosten im Vorverkauf 10 € (erm. 5), AK 12 € (erm. 7).
Weitere Vorstellungen am Sa. 2.2., Fr. 15.2. und Sa. 16.2. Beginn jeweils um 19.30 Uhr. Infos: www.ringlokschuppen.de