Mülheim. Wer sich in diesen Tagen in den Straßenverkehr wagt, braucht gute Nerven - umso mehr, wenn man nur auf zwei Rädern unterwegs ist. Ein Experte verrät, worauf Radfahrer achten sollten, um im Schnee nicht ins Rutschen zu kommen und die Kälte unbeschadet zu überstehen.

„Menschen sind wie Zwiebeln. Sie haben unzählige Häute, die man erst entfernen muss, bevor man an ihr Herz kommt.“ Der Sinnspruch bewahrheitet sich erst recht bei Radlern im Winter. Aus rein pragmatischen Gründen. Denn Schicht für Schicht lässt sich so die Kleidung den Temperaturen anpassen.

Den Zwiebel-Look empfiehlt Burkhard Schmidt vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) Mülheim/Oberhausen, und auch andere Verhaltensregeln, wie man mit dem Drahtesel sicher durch das weiße Winterwunderland strampelt. Denn wer trotz Schnee und Eis gerne in die Pedale tritt, muss sich real wie auch sinnbildlich warm anziehen.

Schlechte Räumung auf Radwegen

Das Wichtigste: Nur sichere Fahrer sollten sich auf den Sattel schwingen, „denn wir haben allgemein eine schlechte Räumung der Radwege“, weiß Schmidt. Sie stehen in der Kategorienliste selbst dort hinten an, wo sie auf die Straße verlegt worden sind.

Im Winter werden Radwege oft als vorübergehende Lagerfläche für die weiße Pracht betrachtet. Übrigens: Ist der Radweg etwa deswegen unzumutbar, wie derzeit etwa an der Leineweberstraße, dürfen Radler auch auf die Straße.

Vorausschauend fahren ist das A und O. Manche Gefahren erkenne man nicht sofort, warnt Schmidt. Tückisch sind Brücken, die dem kalten Wind ausgesetzt sind und ungeschützte Flächen. Hier droht „unsichtbares Eis, das bei etwa null Grad punktuell und überraschend auftreten kann. Darauf bin ich selbst schon reingefallen“, gibt der erfahrene Radler zu. Deshalb: langsam und mit Abstand fahren, und Kurven nicht zu sportlich nehmen.

Aufmerksam fahren ist gut, gesehen werden fast noch besser: Reflektoren an der Kleidung, etwa an den Hosenbindern, unterstützen das Radlicht. Einen kühlen Kopf kann man nur sprichwörtlich gebrauchen, deshalb sind „Mütze und Thermosocken Pflicht“, sagt der ADFC-Mann. Die Kür aber heißt: beheizbare Sohlen. Ein Helm dagegen ist zwar keine Pflicht, aber bei unvorhersehbaren Straßenverhältnissen ratsam.

Vorsprung durch Technik

Spike-Reifen sind bei Eis und Schnee erlaubt, es gibt auch spezielle Winterreifen, aber die Umrüstung ist nicht gerade günstig. Der Winter lässt sich hingegen einfacher überlisten: „Wer den Sattel bis zu drei Zentimeter tiefer legt, ist im Ernstfall mit den Beinen schneller auf dem Boden“, empfiehlt Schmidt. Dazu sollte man etwas Luft aus den Reifen lassen, um eine bessere Straßenhaftung zu bekommen. Es gilt aber: Mindestdruck einhalten! Der steht auf der Reifenflanke.