Mülheim. .
Die Musikwelt feiert in diesem Jahr den 200. Geburtstag Richard Wagners, da hat sich die Stadt Bayreuth ein ganz besonderes Ständchen bestellt: Bei den Wiener Anarcho-Blechbläsern der „Mnozil Brass Band“ wurde der Abend „Hojotoho“ in Auftrag gegeben. Nach der Premiere in Bayreuth befindet sich die Gruppe auf großer Deutschland-Tournee und machte im Rahmen von „Kultur.Gut“ auch in der Mülheimer Stadthalle Station.
Seit ihren Gastspielen im Rahmen der Ruhrtriennale scheint sich die „Mnozil Brass Band“ ein festes Fanpublikum erspielt zu haben, denn der Mülheimer Auftritt war so gut besucht, dass sogar das Hochparkett geöffnet werden musste. Dabei wird von dem Hörer großes Wagnerwissen gefordert, um den musikalischen und szenischen Späßen folgen zu können.
Es geht um die Wurst
Als Ouvertüre gibt es ein großes Durcheinander aus Melodien des Bayreuther Meisters, welche dieser so nie kombiniert hätte. Im Rheingold-Vorspiel kommt dann auch Aktion hinzu: Alle Musiker nähern sich gierig einem Schemel, auf dem nicht etwa der Ring des Nibelungen liegt, sondern eine Wurst. Sowieso geht es in diesem Abend immer wieder um die Wurst, die ein Siegfried in Lederhosen etwa bei einem Picknick verspeisen will.
Restlos begeistert ist man an diesem Abend von dem musikalischen und körperlichen Einsatz der sieben Wiener Blechbläser. Das ganze zweistündige Programm wird auswendig gespielt und nicht nur das: Es wird während des Musizierens getanzt, getobt und getaumelt. Einige Stücke werden sogar im Liegen gespielt.
Geschehen bleibt manchmal unklar
In der ersten Hälfte des Abends kommen die Wagner-Zitate in der Musik zeitweilig zu kurz oder sind so stark abgewandelt, dass sie nur schwer zu erkennen sind. Dafür wird es dann jazzig oder zu den Klängen der deutschen Nationalhymne will ein Teddybär die rechte Tatze heben.
In anderen Situationen bleibt das Geschehen auf der Bühne und die Aussage unklar, so wenn sich die Blechbläser imaginäre Hinkelsteinen zuwerfen. Rätselhaft bleibt auch, warum Wagner hier von König Ludwig ein Festspielhaus geschenkt bekommt, ihm dieses aber gleich gestohlen wird? Immerhin kann er daraufhin eine todtraurige Version der Gralserzählung aus dem „Lohengrin“ anstimmen.
Gigantischer Jubel
Sehr turbulent gerät die „Siegfried“-Parodie im zweiten Teil des Abends. Auf Siegfrieds-Hornrufe, die hier auf der Blockflöte erklingen, antwortet ihm Edvard Griegs „Morgenstimmung“. Sein Schwert schmiedet er nicht am Amboss, sondern zieht es aus der Tuba. Zu dem „Lied an den Abendstern“ aus „Tannhäuser“ darf Siegfried unter einer Discokugel von Würsten träumen.
Zwar ist dieser Abend von dem erfahrenen Opernregisseur Philippe Arlaud inszeniert worden, an einigen Stellen hätte man sich jedoch gewünscht, dass Konzeption und Struktur des Konzertes verbessert worden wären.
Trotzdem gab es für die „Mnozil Brass Band“ in der Mülheimer Stadthalle am Ende des Auftritts gigantischen Jubel.