Mülheim. .

Sonnen-Glück war dem gestrigen 23. WAZ-Neujährchen im „Franky’s“ am Wasserbahnhof leider nicht beschieden: Mit dem wohl schlechtesten Wetter in seiner Geschichte, wie ein Stammgast treffend bemerkte, ging gestern der traditionelle Neujahrs-Frühschoppen über die Bühne. Rund 150 Mülheimer ließen sich von Regen und Wind aber nicht abschrecken: Sie spannten ihre Schirme auf, suchten Unterschlupf und hielten sich warm bei Glühwein, deftiger Erbsensuppe und den Klängen der Ruhr-River Jazzband. Sie griffen auch zahlreich – dafür danken wir – in Portemonnaie oder Hosentasche für „Jolanthe“.

Der Erlös der gleichnamigen Spendenaktion der Lokalredaktion geht 2013 an das neue stationäre Hospiz an der Friedrichstraße 40, das im November eröffnet wurde. Zum Start kamen so durch den Losverkauf für die Tombola und eine Versteigerung 868,90 Euro zusammen.

Über 600 Lose wurden verkauft

Den Kalender des Jahres 2012 werden die meisten wohl schon entsorgt haben – nach einer vielleicht feuchtfröhlichen Nacht. So hoffnungsvoll und frohen Mutes die Mehrheit das neue Jahr empfangen haben wird, umso bedeutend erscheint es in dem Moment auch, den Blick auf die Menschen zu richten, die sich in der letzten Phase ihres Lebens befinden. Eine würdevolle Heimat vor dem Tod bietet das neue Hospiz zehn von ihnen. So viele Plätze hat die Herberge, die Judith Kohlstruck leitet. Anderthalb Jahre Bauzeit gingen der Eröffnung voraus. „Die Nachfrage ist sehr groß“, berichtet die 49-Jährige. Man sei bereits vollbelegt, es gebe Wartelisten. Zehn Prozent der Betriebskosten müsse man durch Spenden decken, so Kohlstruck.

Dass es sich um ein schwieriges Thema handelt, ist der Leiterin bewusst: „Es gibt Ängste gegenüber dem Hospiz. Die verschwinden aber, wenn jemand sich unser Haus angesehen hat.“ Es sei ein Ort, wo gelacht und geweint wird. Die Bedürfnisse der „Gäste“ – so nennt Kohlstruck die Menschen, um die sich 13 hauptamtliche und 28 ehrenamtliche Mitarbeiter kümmern – sei Richtschnur des Handelns. Bloß zuschauen wollte sie beim Neujährchen auch nicht, sie verkaufte fleißig Lose an die Besucher.

Über 600 Stück hielten diese später in den Händen. Selbst mancher, der schon zehn Exemplare in der Hosentasche hatte, nahm mit Verweis auf den guten Zweck zum Ende weitere. Bevor es zur sehnlichst erwarteten Ziehung der Gewinner kam, wurde im Rahmen einer amerikanischen Versteigerung noch ein Warenkorb an den Mann gebracht, den der Tengelmann-Konzern gestiftet hatte. Am Ende gab’s eine stolze Siegerin: Mit einem Fünf-Euro-Schein in der wirklich allerletzten Sekunde sicherte sich Anne Mons die Leckereien.

Das Horoskop als Omen

Sichtlich gerührt war auch Rosa-Maria Gerner aus Schermbeck, die mit zwei Mülheimer Freundinnen in der Stadthalle den Jahreswechsel gefeiert hatte. Ihr Los zog der vierjährige Leandro und bescherte der Dame, die am Silvestertag 65-Jahre alt wurde, ein mit 250 Euro gefülltes Sparbuch. Dies hatte die Sparkasse Mülheim zur Verfügung gestellt. Mit dem Scheck in der Hand witzelte lachend sie: „Das stand so in meinem Horoskop. Es werde ein ganz erfolgreiches Jahr, was Geld und Liebe angeht. Besonders im Januar.“ Na, dann.