Mülheim. . Helge Schneider spielte in der Mülheimer Stadthalle an drei Tagen hintereinander seine traditionellen Weihnachtskonzerte - drei Mal vor ausverkauftem Haus. In diesem Jahr gab's weniger Clownerie und dafür mehr Jazz.
Wenn Mülheims Klassenclown nach einem Jahr Pause wieder auf dem Klavier klimpert, folgen ihm seine Fans in Scharen in die Stadthalle. Dort spielte Helge Schneider am Freitag, Samstag und Sonntag vor ausverkauftem Haus seine traditionellen Weihnachtskonzerte. In diesem Jahr hatte Helge wohl Lust auf Abwechslung – und servierte dem Publikum weniger singende Herrentorte, dafür mehr swingenden Jazz.
Frick, Frack und Frock
Freitagabend, kurz nach 20 Uhr: Kaum ist das Licht im Saal erloschen, tippelt Helge bereits auf die Bühne. Er hat sich schick gemacht und trägt Anzug, ist ja nicht nur „der letzte Tag der Menschheit“, sondern auch Weihnachten. Seinen Mitmusikern hängen die Kleider dafür in Fetzen am Körper. „Die Band nennt sich die zerrissenen Fräcke – Frick, Frack und Frock“, stellt Helge klar. Und präsentiert die hochkarätige Besetzung: Ins Saxophon bläst der Amerikaner Scott Hamilton, den Bass zupft Ira Coleman, am Schlagzeug trommelt Willy Ketzer. Gemeinsam liefern sie Swing auf Weltklasse-Niveau ab. Damit probiert der Künstler – wie hin und wieder – sein Publikum für den Jazz zu begeistern.
Kein „Katzeklo“, kein „Käsebrot“, nicht mal Udo Lindenberg nimmt Helge in diesem Jahr auf die Schüppe. Auch das Wechselspiel der Instrumente bleibt aus – Helge konzentriert sich aufs Klavierspielen. Während einige Zuschauer lautstark Blödsinn fordern („Helge, gib uns Reis!“), wippen andere beseelt zu Songs von Jazz-Größen wie Duke Ellington, Charlie Parker oder Erroll Garner mit.
Meister Helge Schneider lobt Mülheimer Stadthalle
Helge zeigt sich „zufrieden mit dem Publikum“ und hat „viel Spaß, hier auftreten zu müssen“, in der „schönsten Stadthalle, die Mülheim je hatte“. Vor der Pause gerät er dann doch noch ins Plaudern. Das Licht im Saal ist schon an, die anderen Musiker haben die Bühne bereits verlassen, da lehnt sich Helge an den Flügel und verrät: „Ich hab’ überlegt, den Kaufhof zu kaufen. Das Parkhaus wird ja noch benutzt – aber nur zum Pinkeln.“ Häufiger habe er überlegt, aus Mülheim wegzuziehen, „aber dat bringt ja nix, wir bleiben hier. Da müssen wir jetzt durch.“ So was darf hier nur Helge sagen. Den Zuschauern gefällt’s.
Auch in der zweiten Halbzeit bestimmt der Jazz das Programm: Der Entertainer streichelt und haut die Klaviertasten, zieht dabei Schnuten, als wäre dieses virtuose Spiel kinderleicht – man hatte fast vergessen, dass unter Perücke und Plateausohlen vor allem ein begnadeter Musiker steckt. Hamilton, Ketzer und Coleman legen einer nach dem anderen Solo-Einlagen hin, bevor Helge sich nach knapp zweistündigem Programm noch zu seiner eigenen Version von „White Christmas“ hinreißen lässt – geschnurrt im geschliffenen Sechste-Klasse-Englisch. „The Tannentree stand in the kitchen, I’m standing on a white Keramikchair.“ So ganz kann er das Blödeln eben doch nicht lassen.