Mülheim. .
Anfassen ist in einem Kunstmuseum in der Regel nicht erlaubt und Mitnehmen noch viel weniger. Die Ausnahme ist jedoch die Ausleihe: Seit über 30 Jahren können sich Mülheimer in der Alten Post ausgewählte Kunstwerke borgen und gegen eine Gebühr drei Monate lang ins eigene Wohnzimmer hängen.
Die Abwechslung in der Dekoration, die die „Artothek“ bietet, scheint jedoch auch nach Jahrzehnten noch eher ein Geheimtipp zu sein. Rund 130 Arbeiten hat das Mülheimer Team des Kunstmuseums aus dem Bestand ausgewählt und zum Ausleihen bereit gestellt. „86 Künstler“, sagt Museumsmitarbeiterin Elke Morain, „sind aktuell vertreten.
Die Bürger mögen es bunt
Diese und ihre Werke wechseln immer wieder, um das Angebot interessant zu halten.“ Das wird jedoch eher spärlich genutzt: Von 20 bis 25 aktiven, regelmäßigen Artothek-Nutzern spricht Elke Morain. Sie liehen im gesamtem vergangenen Jahr 56 Bilder aus. 2011 waren es mit 63 Ausleihen nur unwesentlich mehr.
Seit 1980 gibt es die Mülheimer Artothek, eine genaue Statistik wird seit 1995 geführt – und der Blick auf sie zeigt, dass es in den Wohnzimmern der Stadt mit Vorliebe bunt zugeht. Jeweils 14 mal wurden Arbeiten von Esteban Fekete und Horst Lerche ausgewählt, zwei Künstler, die farbig arbeiten. Während Feketes Werke figürlich, detailliert und farbintensiv sind, bevorzugt Lerche die Abstraktion farbiger Flächen. Dies zeigt sich auch an den Namen: Das liebste Lerche-Bild der Mülheimer heißt „Farbige Spitzen“, der Fakete-Favorit trägt den Titel „Das Hausboot“. Auch Platz drei belegt übrigens ein Fekete-Gemälde, das trotz seines Namens („Pferd und Hund“) kaum weiter von Szenerien a la „Röhrender Hirsch“ entfernt sein könnte.
Ausleihe für drei Monate
Die Artothek findet an jedem ersten Donnerstag im Montag im Kunstmuseum in der Alten Post, Synagogenplatz 1, von 14 bis 19 Uhr statt. Interessierte können sich dann aus den ausgewählten Arbeiten pro Person eine auswählen. Die Versicherungsgebühr beträgt fünf Euro.
Die gerahmten Werke können für drei Monaten entliehen werden. Ergänzt wird das Angebot übrigens durch die Bildberatung, die Dr. Gerhard Ribbrock ebenfalls am ersten Donnerstag eines Monats anbietet: Von 15 bis 16.30 Uhr begutachtet der Fachmann die Werke, die ihm vorgelegt werden. Wer weiß, vielleicht ist das Schätzchen vom Dachboden ja tatsächlich etwas wert. Dann kann man sich das Ausleihen getrost sparen.