Mülheim. .

„Müssen wir jetzt stundenlang Bilder angucken?“ Die Sorge hört man Merles Stimme bei dieser Frage deutlich an. Doch Bianca Pütz kann das Mädchen beruhigen: „Nein, wir wollen Theater spielen. Da kann man nicht nur gucken, da muss man selber was machen.“ Eben diese Verbindung ist es, auf die Bianca Pütz setzt: Gucken und Machen, um besser zu begreifen. Die Bochumer Theaterpädagogin leitet noch bis Freitag einen dreitägigen Workshop für Kinder zwischen acht und zwölf Jahren im Kunstmuseum.

„Spielend Kunst entdecken“ ist dieses Angebot im Ferienprogramm des Kunstvereins überschrieben. „Ich möchte eine Verbindung herstellen zwischen Kunst und Theater und die Kinder spielerisch ans Museum herführen“, erläutert die Workshopleiterin, die Kunst- und Theaterwissenschaften studiert hat. Doch die meisten der sieben anwesenden Kinder kennen das Museum schon, das zeigen sie durch Handzeichen. Bei den schauspielerischen Vorkenntnissen sieht es hingegen mau aus. Nur zwei Jungs haben das in der Schule schon mal probiert. Nun jedoch dürfen sie im Museum Theater machen – und das ist bei den Jungs durchaus wörtlich zu nehmen. Überdreht düsen zwei vorbei an Bildern der Sammlung Ziegler, Schauspielerei scheint für sie mit Lautstärke zu tun zu haben. Da Ordnung rein zu bringen, gelingt Bianca Pütz nur bedingt.

Nur Gucken gibt's nicht

Ganz am Anfang steht jedoch das gegenseitige Kennenlernen. Jeder stellt sich vor und ergänzt seinen Namen mit einem individuellen Handzeichen. Das baut Hemmungen ab. Auch die Schüchternen (Mädchen) trauen sich nun im Nebenraum mitzumachen. Expressionistische Gemälde hängen dort, die allesamt Tiere als Motiv haben. Ein Lieblingsbild sollen die vier Mädels und drei Jungs sich aussuchen und das abgebildete Tier pantomimisch darstellen. Franz Marcs „Landschaft mit Tierdarstellung“ löst da eine längere Diskussion aus: Ist das „ein Hund mit angeschwollener Nase“? Ein Wolf? Ein Zebra?

Dann geht’s im Kreis ‘rum: Laufend sollen die Kinder Stimmungen darstellen, sollen wütend gehen, traurig und fröhlich. „Gibt es noch andere Stimmungen?“, will Bianca Pütz wissen. „Verliebt!“, schlägt ein Mädchen vor und erntet prompt Widerspruch von den Jungs: „Och, nöööö!“ Zunächst stellen sie selbst Emotionen da, später sollen sie sie auf Bildern erkennen. Woran sieht man, dass jemand traurig ist oder glücklich? Bianca Pütz bespricht es mit den Kindern. Diese Einführung soll in den nächsten zwei Tagen vertieft werden, wenn die Kinder eigene Masken gestalten und diese am dritten Tag als Requisiten nutzen. Denn nur Gucken gibt’s hier nicht, hier muss mitgemacht werden.