Mülheim.

„Das war eine schöne, abwechslungsreiche und sinnvolle Zeit“, resümiert Ingrid Prange ihre 36 Jahre als Grüne Dame im Evangelischen Krankenhaus. „Die Patienten freuen sich, wenn ihnen jemand zuhört, und sind auch für Kleinigkeiten dankbar.“ Die Aufgaben haben sich im Laufe der Jahrzehnte gewandelt: „Früher habe ich auch mal ein Baby gebadet, oder ich sollte einem Patienten Zöpfchen flechten. Das wäre heute undenkbar.“

Die Flure rauf und runter

Auch „Laufen“ zählte zu Ingrid Pranges wesentlichen Tätigkeiten: immer die Flure rauf und runter, mit Patienten am Arm, die lange bettlägerig waren und nun wieder auf die Beine kommen sollten. „Auf dem Laufzettel standen damals oft mehr Namen als auf den Besuchszetteln.“ Diese Zeiten sind lange vorbei, und als oberstes Gebot gilt: Alles, was Pflege und Therapie betrifft, ist Aufgabe des professionellen Personals.

Krankenhaus-Seelsorgerin Klaudia Schmalenbach, Leiterin der Grünen Damen und Herren, betont: „Die Ehrenamtlichen sind keinesfalls Hilfspfleger, sondern eine Ergänzung der Seelsorge, die den Patienten Zuwendung schenken und kleine Handreichungen oder Besorgungen übernehmen.“

Ingrid Prange hat auf allen Stationen Patienten besucht und schildert eine typische Situation: „Ein älterer Patient hat einen Oberschenkelhalsbruch. Die Ärzte sagen, er könne nicht mehr nach Hause. Er hofft, dass er bei seinen Kindern leben kann, aber dann ist doch ein Seniorenpflegeheim die einzige Lösung.“ Die Pflege- und Sozialberatung des Krankenhauses kümmert sich dann intensiv um alles Organisatorische und bezieht das psychische Befinden und die soziale Lage des Patienten mit ein.

Zeit zum Zuhören

Aber wenn außerdem noch hilfreiche und lebenserfahrene Menschen da sind, mit denen der Patient reden kann, die viel Zeit zum Zuhören haben, dann kann das sehr wertvoll sein. „Ich habe in all‘ den Jahren sehr schöne Gespräche geführt“, erzählt Ingrid Prange. „Mittags bin ich immer mit einem dankbaren Gefühl aus dem Krankenhaus gekommen, weil ich selber gesund bin.“

Als Ingrid Pranges jüngere Tochter 1976 auf das Gymnasium kam, entschloss sie sich, Grüne Dame zu werden. „Damals waren die meisten Mütter nicht berufstätig.“ Mit 75 Jahren möchte sich die engagierte Mülheimerin nun verstärkt ihren Hobbys zuwenden. „Jetzt ist es genug.“ Allerdings besucht sie auch weiterhin betagte Bewohner im Ev. Wohnstift Uhlenhorst. „Die Grünen Damen und Herren sind eine ganz wichtige Einrichtung, die den meisten Mülheimer gut bekannt ist.“

88 Grüne Damen und sechs Herren 

Da das Krankenhaus und die Seniorenstifte weitere Ehrenamtliche brauchen, möchte Ingrid Prange andere Menschen „ermutigen, sich dieser erfüllenden Aufgabe zu widmen. Man kann auch gut erst nach dem Berufsleben damit anfangen.“

Die derzeit 88 Grünen Damen und sechs Grünen Herren haben grundsätzlich andere Aufgaben als die hauptamtlichen Mitarbeiter und dienen vor allem als zusätzliche Ansprechpartner für Patienten und Angehörige. Sie gehören nicht zur Pflege, sondern zur Seelsorge.

Die „grünen Engel“ sind jeweils an einem Vormittag in der Woche im Einsatz. Viele versehen ihren Dienst auf den Stationen, andere als „Lotsen“ in der Eingangshalle. Die OP-Teams betreuen Patienten unmittelbar vor und nach einer Operation. Einige backen jede Woche auf der onkologischen Schwerpunktstation Waffeln für die Patienten. Die Jüngste im Team der Ev. Krankenhaushilfe (EKH) ist eine 18-jährige Schülerin, die am Samstagabend beim Gottesdienst in der Kapelle des Ev. Krankenhaus hilft. Der größte Teil der EKH zählt zur älteren Generation, die Altersgrenze liegt bei 80 Jahren. Neue Grüne Damen und Herren sind willkommen: Tel. 309-2640 (Pfarrerin Klaudia Schmalenbach).