Mülheim. .
Warum wird man Grüne Dame? Drei befragte Mülheimerinnen, sehr unterschiedliche Frauen, geben verschiedene Gründe an, die sie zu dem Ehrenamt gebracht haben. Doch dass es ihnen sehr viel bedeutet, dass es wertvoll verbrachte Zeit ist, darin sind sie sich einig.
Selbst, als sich die Lebenssituation von Anya Enning, drei Kinder in der Schule, alleinerziehend und inzwischen selbstständig, änderte, blieb sie Grüne Dame im Evangelischen Krankenhaus, reduzierte nur ihre Einsatzzeiten. Seit sechs Jahren ist sie dabei.
Ursula Sterzenbach, die keine Familie mehr zu Hause hat, entschied sich bewusst für eine Senioreneinrichtung und dort für eine Einzelbegleitung. Sieben Jahre nun ist sie schon ehrenamtlich am Wohnstift Uhlenhorst tätig und sagt aus vollem Herzen „Ich bin heute noch begeistert.“
Ein Geben und Nehmen
Margarete Woschei ist im Grunde eine Grüne Dame der ersten Stunde am noch jungen Wohnstift Dichterviertel. Sie fühlte sich zu Hause etwas unausgefüllt, suchte eine neue Aufgabe. Nun kann sie im Wohnstift Dichterviertel ihre Liebe zur Musik weitergeben: Frau Woschei singt im Chor und freut sich, am Montagnachmittag mit den Bewohnern zusammen zu singen. „Erst sagen immer alle, dass sie nicht singen können – und am Ende machen doch alle mit“, sagt sie gut gelaunt. „Ich bemühe mich immer, die Leute zum Lachen zu bringen“, sagt sie – und man merkt dabei, dass ihr das gar nicht schwer fällt.
Das Geben (von Zuwendung und Zeit) ist auch immer ein Nehmen – „man bekommt so viel von den Menschen zurück“ sind sich die drei Ehrenamtlerinnen einig. Zwischen den Worten klingt im Gespräch auch oft ein Erlebnis durch, eine Erfahrung, die vielleicht ein bisschen die Augen geöffnet hat für das, was wirklich wichtig ist im Leben, was anderen Menschen und der eigenen Seele sehr gut tut. Abseits vom Funktionieren im Alltag.
Langfristige Begleitung
Manchmal sind es nur Handreichungen, die Anya Enning den Patienten anbietet, manchmal auch mehr. Einsamkeit oft ist ein Thema am Krankenbett. Häufig kommt es zu Gesprächen mit Menschen, die sich zuvor ablehnend verhalten haben. „Das muss man“, sagt Frau Enning, „auch mal aushalten können.“ Sie hat auch Erfahrung in der Sterbebegleitung.
Im Krankenhaus wechseln die Patienten häufiger, in einer Senioreneinrichtung wohnen die Menschen, was eine langfristige Begleitung möglich macht. Ursula Sterzenbach spricht von einer Freundschaft, die sich dort entwickelt hat. Die Menschen im Wohnstift Uhlenhorst – „das ist wie eine Familie für mich.“ Frau Sterzenbach begleitet die Bewohner auch zu den sonntäglichen Gottesdiensten und verbringt zu Heiligabend ein paar Stunden mit den Menschen.
Grüne Herren gesucht
Mit der Pflege haben sie alle nichts zu tun: Den Alltag begleiten, die Freizeit gestalten, die ganz normalen Dinge tun, das ist es, was Grüne Damen und Grüne Herren machen. Von letzteren gibt es leider viel zu wenige. „Wir brauchen für unsere Spielnachmittage ganz dringend Grüne Herren“, lacht Margarete Woschei. Skatspieler, Schachspieler sind willkommen, und Männer, die auch mal mit anpacken, etwa im Garten oder basteln und werkeln. Man muss gern mit Menschen umgehen können und regelmäßig über etwas Zeit verfügen – ob nun einmal in 14 Tagen oder fünfmal in der Woche, ist dabei egal.
Willkommen sind immer auch jüngere Menschen. Denn in Pflegeeinrichtungen, das muss man vielleicht auch einmal erwähnen, leben ja keineswegs nur Senioren. „Mitzubringen sind: Zeit, guter Wille – und Freude“, bringt es Margarete Woschei auf den Punkt.